Wenn es um die Digitalisierung geht, klaffen die Erwartungen und Forderungen der Schulen und der Wirtschaft weit auseinander. Viele Unternehmen verlangen, dass die Schülerinnen und Schüler schon früher und besser auf die neuen Herausforderungen der digitalen Berufswelt vorbereitet werden. Von schulischer Seite findet diese Forderung Gehör. Man könne die digitale Ausbildung aber nicht nur auf Forderungen der Wirtschaft abstützen, heisst es unisono.
SRF News: Sind die Lehrerinnen und Lehrer gerüstet für die digitale Zukunft und die damit verbundenen Herausforderungen?
Thomas Merz, Medienpädagoge: Es braucht eine digitale Weiterbildung für Lehrkräfte und ebensolche Kurse bieten wir an der Pädagogischen Hochschule Thurgau an.
Ich war einer der Pioniere, die dafür kämpften, dass Medien und Informatik an der Volksschule den Stellenwert erhalten, den es dringend braucht.
Bei der digitalen Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern stehen wir noch am Anfang. Im weiteren finde ich es gut und wichtig, dass sich die Wirtschaft in die Diskussion miteinbringt.
Was machen Sie konkret für die digitale Ausbildung ihrer Lehrlinge?
Andreas Wieland, CEO Hamilton Gruppe: Es gibt einen grossen Graben zwischen den digitalen Kompetenzen, die wir im Unternehmen brauchen und dem was im Informatikunterricht an Schulen vermittelt wird. Der Lehrplan 21 muss endlich flächendeckend eingeführt werden. Wir fördern unsere Lehrlinge zielgerichtet.
Wie fest stehen die Schulen in der Pflicht für eine gute digitale Ausbildung zu sorgen?
Thomas Merz: Unser Leben wird immer mehr geprägt von digitaler Technologie. Wir verstehen unsere Umwelt immer weniger, wenn wir die Digitalisierung nicht verstehen. Deshalb ist es wichtig, dass an Schulen die digitale Ausbildung verstärkt wird.
Was unternehmen Sie, dass der Informatikunterricht an den Schulen besser wird?
Andreas Wieland: Die Infrastruktur an vielen Schulen ist völlig veraltet. Das muss besser werden. Es gibt auch Lehrer, die mit der digitalen Entwicklung völlig überfordert sind. Wir bieten interessierten Lehrkräften an, sich in unserer Firma über die digitalen Fortschritte und Entwicklungen zu informieren.
Wie gehen Schülerinnen und Schüler mit der digitalen Herausforderung um? Wir haben uns an der Sekundarschule umgehört. «Ich lernte über den Umgang mit den digitalen Medien mehr von Freunden und Familie als in der Schule», sagt beispielsweise eine Schülerin aus Appenzell. Ein anderer junger Mann meinte: «Ich würde es befürworten, wenn man schon auf der Sekundarstufe lernen würde, wie man programmiert.»
Wie stellen sich Lehrkräfte der Kritik, man werde an der Schule zu wenig fit gemacht für die digitale Zukunft?
Appenzeller Lehrer nehmen Stellung
«Die Digitalisierung im Internet ist sehr präsent», sagt Daniel Untersander, der Schulleiter der Sekundarschule Appenzell. Erst gerade habe ein Digital-Day stattgefunden, an welchem sich die Schülerschaft mit diversen aktuellen Fragen der Digitalisierung beschäftigt habe.
«Im Informatikunterricht werden die Schülerinnen und Schüler momentan im Umgang mit dem Internet geschult», sagt Martin Jütz, der Informatiklehrer der Sekundarschule Appenzell. Mit der fortschreitenden Digitalisierung müssten jetzt auch die Lehrerinnen und Lehrer weitergebildet werden, sagt der Informatiklehrer weiter.
«Im Zeitalter der Digitalisierung stehen grosse Veränderungen an. Es werden neue Berufe entstehen», sagt der Appenzeller Sekundarlehrer Severin Edelmann. Es sei wichtig, dass dies der Schülerschaft bewusst werde. Die Schülerinnen und Schüler müssten sich dringend weiterbilden und so für die Herausforderungen der Digitalisierung fit machen.