Die Bewohner im Alters- und Pflegeheim dürfen ihre Angehörigen nicht mehr sehen. Im Fall einer Coronaerkrankung wird der Hausarzt in Absprache mit den Angehörigen und unter Einhaltung der besonderen Richtlinien des Bundes und der Patientenverfügung über eine Einweisung ins Spital entscheiden. «Viele der erkrankten Bewohnerinnen und Bewohner im Heim werden im Heim bleiben und dort möglicherweise auch sterben», damit rechnet Ursi Rieder, Bereichsleiterin Pflege und Betreuung im Alterszentrum Kreuzlingen.
SRF News: Die Bewohnerinnen und Bewohner können seit fast zwei Wochen ihre Angehörigen nicht mehr sehen, wie erleben Sie die Situation im Zentrum?
Ursi Rieder: Klar, bei diesem schönen Wetter würden viele gerne nach draussen gehen. Besuch darf nur noch unter speziellen Umständen emfpangen werden, wenn es um eine Situation am Lebensende geht oder um psychische Ausnahmesituationen. Aber eigentlich ist es sehr ruhig. Wir reden viel miteinander. Die Bewohnerinnen und Bewohner telefonieren zum Teil sehr häufig. Wir bieten auch Facetime oder Skype an, um mit den Angehörigen mit Bild sprechen zu können.
Bei diesen Gesprächen ist vermutlich auch der Tod oder das Abschiednehmen ein Thema?
Ja, wir haben die Angehörigen auch mit einem Schreiben darauf hingewiesen, dass sie bewusst mit ihren Eltern oder Bekannten im Heim auch über die Krankheit und deren möglichen Folgen sprechen sollen.
Sollten Sie erkrankte Bewohner haben, dann werden Sie harte Entscheide fällen müssen. Was sind die Grundlagen dieser Entscheide?
Ich bin mit vielen Hausärzten im Kontakt und wir rechnen damit, dass wir Coronakranke im Zentrum haben werden und dass auch Bewohner daran sterben werden. Die Thematik Tod und Krankheit und die Frage nach der Hospitalization bei schweren Erkrankungen ist bei uns im Zentrum alltäglich. Die Frage, ob eine Spitaleinweisung erfolgt, ist immer ein schwieriger Entscheid, den wir gemeinsam mit den Angehörigen fällen müssen.
Wir gehen fest davon aus, dass unsere am Coronavirus erkrankten Bewohner kaum ins Spital eingeliefert werden können.
Jetzt ist die Situation insofern erschwert, dass wir fest davon ausgehen, dass unsere am Coronavirus erkrankten Bewohner kaum ins Spital eingeliefert werden können. Der Ablauf ist wie immer, wir reden mit den Betroffenen, den Angehörigen, dem Hausarzt und schauen die Patientenverfügung an. Wichtig ist auch die Palliativpflege, hier werden wir schauen, dass die Erkrankten keine Schmerzen oder Atemnot haben werden.
Das Gespräch führte Karin Kobler.