Zwei Drittel der Schweizerinnen und Schweizer erachten Rassismus als ernsthaftes gesellschaftliches Problem, heisst es in einer Medienmitteilung der Integrationsförderung des Kantons St. Gallen. Betroffene hätten nachweislich geringere Chancen auf eine Ausbildungs- und Arbeitsstelle, aber auch bei der Wohnungssuche.
Während den Aktionstagen gegen Rassismus sollen sich die Teilnehmenden an Veranstaltungen im ganzen Kanton mit Ausgrenzung, deren Folgen und alternativen Umgangsformen auseinandersetzen. Die Leiterin des St. Galler Kompetenzzentrums Integration und Gleichstellung Claudia Nef erklärt im Interview, was Rassismus im Alltag bedeutet.
SRF News: Zwei Drittel der Schweizer Bevölkerung erachten Rassismus als ein ernsthaftes Problem. Erkennen die Leute das Problem bei sicht selbst oder bei anderen?
Claudia Nef: Die Leute denken höchstwahrscheinlich an die anderen. Uns ist es aber gerade wichtig, dass man dabei an sich selbst denkt und sich überlegt, inwiefern man vom eigenen Denken geprägt wird. Und in welchen Alltagssituationen man welche Bilder im Kopf hat.
Denken wir rassistisch, wenn wir uns in der Öffentlichkeit bewegen? Oder wo haben wir am meisten rassistische Gedanken?
Im Zusammenhang mit der Fasnacht konnte man beispielsweise wieder von rassisitschen Sujets oder Aussagen lesen. Das ist das, was wir sehen. Ich glaube aber, dass das, was zu einer Ungleichheit oder einer ungleichen Behandlung einer Bevölkerungsgruppe führt, nicht das Offensichtliche ist.
Und was führt zu einer ungleichen Behandlung?
Rassismus ist etwas, das tief in uns drin ist. Dabei geht es um die Art und Weise wie wir andere Menschen in Schubladen stecken. Das ist etwas, das wir immer wieder tun. Und da müssen wir uns fragen, ob das passt oder ob das, was wir tun zu einer ungleichen Behandlung führt.
Das Gespräch führte Karin Kobler.