Unter Einsatz seines Lebens brachte der Gewerkschafter Ernst Bärtschi Flüchtlinge per Boot über die Grenze in die Schweiz. Zusammen mit seinem Nachbarn Andreas Fleig, einem deutschen Schreiner, rettete er so vermutlich zahlreiche Menschenleben. Ihre Rettungsaktionen starteten nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933. Sie transportierten dabei auch Flugblätter und Briefe für den Widerstand über den Bodensee.
Von Nazis in Falle gelockt
Als die Gestapo 1938 einen Bekannten von Bärtschi und Fleig verhörte, fielen deren Namen. Durch eine inszenierte Freilassung des Bekannten, lockte die Gestapo die beiden Fluchthelfer nach Konstanz und nahm sie fest. Bärtschi wurde schliesslich in Berlin zu 13 Jahren schwerem Kerker in Einzelhaft verurteilt, Fleig zu 15 Jahren Zuchthaus. Die offizielle Schweiz setzte sich nicht für den Schweizer Staatsangehörigen Bärtschi ein. Erst kurz vor dem Zusammenbruch des Dritten Reichs kamen die beiden frei.
An Wohnadresse verewigt
Gestern wurden an der Schäflerstrasse Nummer 7 und 11 in Kreuzlingen in Anwesenheit von Verwandten Messingtafeln im Trottoir platziert. Es sind die letzten Wohnorte der beiden Fluchthelfer. «Diese Feier hat mich sehr bewegt. Die Geschichte ist wieder lebendig geworden», so Bärtschis Grossnichte Nora Knöpfli. «Ich bin sehr stolz auf Ernst Bärtschi. Er ist aufgestanden und hat Mut gezeigt. Er ist für Werte eingestanden, die ihm wichtig waren. Es braucht wieder mehr solche Menschen wie ihn.»
Die sogenannten «Stolpersteine» sind ein Kunstprojekt, welches der Kölner Gunter Demnig vor rund 20 Jahren lanciert hat. Bis heute hat er in Deutschland, Österreich und anderen Staaten 40‘000 dieser Tafeln gesetzt.