«Vergiss dich nicht»: Der Titel des neuen Buches von Lika Nüssli ist ein doppeldeutiges Wortspiel. Der Wunsch an ihre demenzkranke Mutter, nicht zu vergessen und der Zuruf an sie: Ich werde dich nicht vergessen. Zunächst ein persönliches Buch der St.Galler Künstlerin über ihre Mutter, aber auch ein Buch über Menschen in einem Heim für Demenzkranke. Denn das Buch erzählt mehr als nur die Geschichte ihrer Mutter.
Weil Lika Nüssli viel Zeit im Heim bei ihrer Mutter verbracht hat, hat sie dort begonnen zu zeichnen. Und so sind auch die Geschichten der anderen Heimbewohner aufgezeichnet. Sie erzählen die Geschichten ihrer Träume und Traumas, was sie vergessen haben und woran sie sich plötzlich wieder erinnern.
SRF News: Wie ist das Buch entstanden?
Lika Nüssli: Das ist ein Projekt, das sich so ergeben hat und ich nicht gesucht habe. Es ist einfach ein sehr persönliches Thema, das mich sehr beschäftigt hat. Ich war viel im Heim bei meiner Mutter und die Arbeit hat sie ein wenig verselbständigt, weil ich dort angefangen habe zu zeichnen. Das Buch ist keine gezeichnete Recherche, sondern ich nahm die Zeichnungen aus dem Heim als Inspirationsmaterial. Vor Ort habe ich die Menschen gezeichnet. Ich habe Begebenheiten festgehalten aber auch die lustigen, absurden Dialoge, die die Bewohner und Pflegerinnen miteinander hatten. Und dann habe ich das im Atelier ganz neu umgewandelt.
Was ist daran eine Reportage und was Fiktion?
Es gibt Anteile darin, die ich einszueins übernommen habe, aber man kan sie wohl nicht unterscheiden von den Sachen, die ich erfunden habe.
Das Buch ist eine «Graphic Novel». Was verstehen sie darunter?
Eine «Graphic Novel» ist ein Roman, der graphisch umgesetzt wurde, also eigentlich ein gezeichneter Roman. Man arbeitet nicht mit der Wortsprache, sondern mit der Bildsprache. Ich denke, man kann sich mit Bildern ganz anders ausdrücken als mit Worten. Man kann Atmosphären festhalten, die ganz anders sind als mit Worten beschrieben, besonders auf einer unbewussten Ebene.
Das Interview führte Peter Schürmann.
SRF 1, Regionaljournal Ostschweiz, 17:30 Uhr; schüp