Die drei unbekannten Täter gingen dreist vor. Sie haben mit ihrem Auto als Rammbock den Haupteingang einer Bijouterie an der Multergasse in der St. Galler Altstadt eingedrückt und sich so Zugang ins Verkaufslokal verschafft. Dabei ist der vor dem Eingang positionierte Betonpfosten unversehrt geblieben.
Martin Winckel ist selber Goldschmied. Heute ist er hauptberuflich Betreiber des internationalen Juwelier-Warndienstes mit Sitz in Hagen (D). Er kennt sich aus mit Uhren- und Schmuckhäusern, die sich vor Einbrüchen schützen wollen oder nach einem Überfall Hilfe und Beratung suchen.
SRF: Martin Winckel, was ist hier bei diesem Einbruch in St. Gallen falsch gelaufen?
Martin Winckel: Die Täter sind einfach am Poller, dem fest im Erdboden eingelassenen Betonpfosten, vorbeigefahren. Sie haben die Ecke des Eingangs genommen, die nicht durch einen Poller geschützt war und haben sich so Zugang zum Geschäft verschafft.
Sind die Poller out - nützen sie nichts mehr?
Normalerweise sind die Täter immer in den Glasbereich gefahren und haben das Glas zerstört. Der bestehende Poller bot Schutz für das Glas. Die Täter haben ausspioniert, haben dabei die schwache Ecke gefunden und diese für die Tat ausgenutzt. Hervorragend recherchiert.
Welche Schutzmöglichkeiten gibt es heute?
Nach wie vor Poller, die aber mittels sogenannten Rammen überwunden werden können. Diese werden am Rammbock-Fahrzeug befestigt.
Es gibt Nebelgeräte, die ein Geschäft innerhalb von Sekundenbruchteilen vernebeln, dass Täter nichts sehen können. Dann gibt es natürlich einbruchsicheres Glas, das selbst von einem PKW nicht durchbrochen werden kann.
Den absoluten Schutz gibt es wohl kaum?
Ja, genau. Den Einbruchversuch wird es immer geben. Die Täter sollen durch optische Sicherheitsmassnahmen abgeschreckt werden, damit sie, einmal ins Geschäft eingedrungen, nicht mehr viel ausrichten können und der Schaden möglichst gering gehalten wird.
Das Interview führte Katrin Keller-Breitenmoser