Der Luzerner Filmemacher Dejan Barac hat mit seinem Film «Mama Rosa» den Pardino d'Oro gewonnen - für den besten Schweizer Kurzfilm erhält er einen Preis von 10'000 Franken. Seinen Dokumentarfilm realisierte er als Bachelorarbeit an der Hochschule Luzern - Design und Kunst.
Und auch der zweite Film, der an der Hochschule Luzern produziert wurde, erhielt eine Auszeichnung: Der dokumentarische Kurzfilm «Nachts sind alle Katzen grau» von Lasse Linder hat eine lobende Erwähnung der Jugendjury erhalten.
«Mama Rosa» von Dejan Barac ist ein sehr persönlicher Film, der einen ungeschönten Blick auf das Leben seiner Mutter wirft. Rosa stammt aus Kroatien und lebt seit vielen Jahren mit ihrem pflegebedürftigen Mann in der Schweiz. Sie kümmert sich um alles. Ihre erwachsenen Kinder wollen ausziehen, um der engen Atmosphäre zu entfliehen. Rosa bleibt alleine zurück.
Warum er den Film gedreht hat und was er dazu meint, in Locarno am Filmfestival dabei sein zu können, darüber hat SRF News mit Dejan Barac geredet.
SRF News: Dejan Barac, Ihr Dokumentarfilm handelt von Ihrer Mutter. Sie ist Kroatin, sie lebt in der Schweiz und arbeitet tagsüber als Putzfrau und abends pflegt sie ihren Mann – Ihren Stiefvater. Es ist ein hartes Leben, das Sie zeigen. Warum haben Sie diesen Film gemacht?
Dejan Barac: Es ist tatsächlich ein hartes Leben, das sie führt. Sie kann ihn nicht allein lassen, er ist auf sie angewiesen. Im Altersheim wo sie arbeitet, erlebt sie tagtäglich wie Leute vereinsamen. Ich wollte verstehen, wie sie diesen Zustand so lange aushalten kann und vor allem soll es eine Hommage an meine Mutter sein. Mit dem Film möchte ich wertschätzen, was sie leistet.
Der Dokumentarfilm dauert 20 Minuten, es ist ein sehr intensiver Film. Er ist sehr authentisch, aber auch sehr traurig. Ihre Mutter bricht mehr als einmal in Tränen aus. War es für Sie ein Thema, was im Film alles gezeigt werden soll?
Ich wollte vor allem die Realität zeigen, so wie sie ist, also ungeschönt. Der Film, so wie er jetzt ist, ist aber gefiltert. Eigentlich ist die Situation noch härter. Aber ich wollte sie nicht in einer Opferrolle zeigen. Das war mir wichtig. Ich wollte zeigen, dass sie trotzdem ein Stück weit selbstbestimmt lebt. Es gab auch Grenzen, gewisse Bilder wollte ich gar nicht zeigen.
Man merkt im Film, dass Sie eine grosse Nähe haben, dass Sie ein Familienmitglied sind. Man hat den Eindruck, dass Ihre Mutter und alle anderen Protagonisten, die im Film vorkommen, die Kamera gar nicht mehr wahrgenommen haben. Wie haben Sie das erreicht?
Es hat wahrscheinlich auch mit meiner Person zu tun, ich bin eher ein unscheinbarer Typ. Andererseits stellte ich die Kamera einfach hin und liess sie laufen und hoffte auf gut Glück, dass etwas dabei herauskommt. Ab und zu bin ich dann auch in mein Zimmer verschwunden und schaute mir einen Dokfilm an. Da kam natürlich einiges Material zusammen, das ich nicht verwenden konnte.
Wie war es, als Sie ihrer Mutter das erste Mal gesagt haben, dass Sie einen Dokumentarfilm über sie drehen möchten?
Am Anfang hat sie das nicht so ernst genommen, dass ich das wirklich machen werde. Es war auch sehr schwierig Aufnahmen von ihr zu machen, weil sie sehr kamerascheu ist. Sie hat mir dann auch ab und zu die Kamera aus der Hand geschlagen. Mit der Zeit hat sie dann langsam gemerkt, dass ich das wirklich will. Sie machte dann mit und freundete sich damit an, dass ich immer anwesend bin. Sie war froh darüber. Unsere Beziehung wurde dadurch schöner und intimer, aber auch näher zwischen mir und meinen Geschwistern. Das ist für mich der grosse persönliche Gewinn aus dem Film.
Das Gespräch führte Tuuli Stalder.