Fedayi San sitzt in seiner Schiedsrichtermontur in der Garderobe, blickt konzentriert auf einen imaginären Punkt vor sich auf dem Boden. Durch die Decke hört man das Stampfen der Fans auf der Kurve im Wankdorf-Stadion in Bern. Er zückt die gelbe und die rote Karte, testet noch einmal den Kugelschreiber. Los gehts. YB gegen Lugano.
So beginnt der 17-minütige Kurzfilm «Das Spiel», mit dem der Luzerner Filmer Roman Hodel nächste Woche am Filmfestival in Venedig Weltpremiere feiert und der auch am Filmfestival in Toronto gezeigt wird. Für einmal stehen nicht die Spieler im Zentrum, sondern eben der Schiedsrichter. «Man kennt all die Spieler auf dem Feld. Aber vom Schiedsrichter weiss man nichts. Das ist so gewollt, birgt aber auch Probleme. Er wird so natürlich zur Projektionsfläche», sagt Roman Hodel.
Fussballdrama hautnah
Das Ziel war es, so nah wie möglich an den Schiedsrichter heranzukommen und vor allem auch hörbar zu machen, was auf dem Fussballfeld alles besprochen und diskutiert wird. Das Team um Roman Hodel hat keinen technischen Aufwand gescheut: «Am letzten Drehtag waren wir 16 Leute mit acht Kameras. Bei den Mikrofonen habe ich bei 25 aufgehört zu zählen. Allein drei Mikrofone haben wir bei Fedayi San am Körper angebracht.» So war es möglich, dem Leiden, dem Hadern, den Selbstgesprächen des Schiedsrichters, aber auch den Konfrontationen und Diskussionen mit den Spielern sehr nahe zu kommen.
«Immer wenn du kommst, passiert etwas»
Der Film zeigt aber nicht nur das Geschehen auf dem Spielfeld. Es zeigt auch die ganz persönliche Seite des Schiedsrichters. Auf der Tribüne sitzt nämlich auch der Vater, der seinen Sohn vor dem Spiel anruft und ihm sagt: «Der Vater wirft ein Auge auf dich.» Und mit dem Dialog zwischen Vater und Sohn endet auch der Film. «Immer wenn du kommst, passiert etwas», sagt Fedayi San auf der Heimfahrt im Auto. Und der Vater: «Das ist deine Aufgabe. Du musst sie beruhigen.»