Neugierig sitzt das Theaterpublikum in der fremden Stube und schaut sich um. Statt auf Polstersesseln hat es auf dem Sofa, einer Treppenstufe oder einem Gartenstuhl Platz genommen. Niemand weiss, was als nächstes geschieht. Auch die Gastgeber nicht, als sie zu Beginn gefragt werden, ob sie an diesem Abend auch mitspielen und die Hauptrollen Herr und Frau Biedermann übernehmen.
Spätestens jetzt wird klar: Bei diesem Theaterabend gibt es keinen doppelten Boden und genau das ist der Reiz der Inszenierung des Regisseurs Franz von Strolchen.
Die Geschichte bleibt dabei die gleiche: Der reiche Gottlieb Biedermann nimmt zwei Männer bei sich auf, obwohl schnell klar wird, dass sie Brandstifter sind. Biedermann aber redet sich ein, dass schon nichts passieren wird und schaut auch dann noch weg, als die beiden sein Haus mit Ölfässern vollstellen.
Damit die Gastgeber überhaupt in die Rollen von Herr und Frau Biedermann schlüpfen können, wendet von Strolchen einen eleganten Kniff an: Die Texte sind Teil der Inszenierung – sie stehen mal auf einem Transparent, mal flüstern ihn die Schauspieler den Laien ein. Dass es beim ersten Mal lesen nicht klingt wie bei den Profis, ist klar und macht auch nichts: Der Abend ist ein Experiment und das hat Charme.
Getragen wird die Inszenierung aber auch vom Improvisationstalent der Schauspieler Yves Wüthrich, Jakob Stark und Sofia Borsani, die sichtlich Spass daran haben, sich auf die Situation einzulassen.
Interpretation bleibt Sache des Publikums
Der einzige Wermutstropfen ist, dass die Botschaft ein Stück weit hinter der Inszenierung verschwindet. Die Figur von Biedermann, die den Zunder in dessen Haus krampfhaft zu ignorieren versucht, kann unterschiedlich ausgelegt werden; Themen wie Fake News oder die Angst vor dem Fremden werden angeschnitten, bleiben aber vage. Interpretieren muss das Publikum selber wollen.
SRF 1, Regionaljournal Zentralschweiz; 17:30 Uhr