Gleich nach der Bekanntgabe des Bundesrats am 13.März, dass die Schulen per sofort geschlossen würden, starteten Forscher der Pädagogischen Hochschule in Zug eine Befragung. Der Inhalt: Wie gehen Kinder, Eltern und Lehrpersonen mit der Situation um? Über 21'000 Personen aus verschiedenen Ländern wurden befragt. 7'000 der Antworten, vornehmlich aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, wurden schon ausgewertet. Diese Auswertung erscheint, gerade einmal sechs Wochen nach dem Beginn der Forschungsarbeiten, in Buchform.
Eine Schere tut sich auf
Beim Blick auf die Schülerinnen und Schüler zeigt die Befragung folgendes: Es gibt eine Gruppe, man geht von etwa einem Drittel der Kinder und Jugendlichen aus, die mit der Situation gut zurecht kommt. «Sie arbeiten um 25 Stunden pro Woche für die Schule und finden, sie würden im Fernunterricht sogar mehr lernen als im Präsenzunterricht», sagt Stephan Huber. Er ist Leiter des Instituts für Bildungsmanagement und Bildungsökonomie an der Pädagogischen Hochschule in Zug und leitet die Forschungsarbeiten.
«Dann gibt es aber eine andere Gruppe. Das ist etwa ein Fünftel der Schülerinnen und Schüler. Diese Gruppe lernt maximal neun Stunden pro Woche, also etwa ein bis zwei Stunden am Tag. Sie denken, sie hätten Ferien. Sie sind passiv, haben keine Struktur im Tag. Das einzige, was sie mehr machen, als alle anderen: gamen. Etwa vier Mal so viel», sagt Huber weiter.
Wollten die Zuger die ersten sein?
Dass schon sechs Wochen nach Start der Befragungen erste Resultate in Buchform erscheinen, überrascht auf den ersten Blick. Stellt sich die Frage, ob die Pädagogische Hochschule Zug schlicht zu den ersten gehören wollte, die ihre Forschungsergebnisse zum Fernunterricht publizieren? Studienleiter Stephan Huber meint dazu: «Das ist ja kein Wettbewerb. Ich wüsste auch nicht, gegen wen wir da hätten antreten sollen. Wenn eine Gesellschaft in eine Krise gerät, hat die Forschung eine Verantwortung. Sie muss Informationen liefern für diejenigen, die Entscheidungen treffen - also die Politik und die Verwaltung. Sie muss aber auch diejenigen unterstützen, die den Job an den Schulen machen.» Deshalb seien laufend die neusten Resultate auf der Webseite aufgeschaltet worden. «Schnell also im Sinne von Verantwortung tragen - ja. Das waren wir», sagt Stephan Huber.
Publikation weiterer Resultate in Planung
Die Befragung war freiwillig, und sie lief über die Organisationen und Schulen, mit denen das Institut auch sonst in Kontakt steht. Noch ist erst ein Teil der Daten ausgewertet. Es sollen jedoch noch mehr Informationen veröffentlicht werden. So wollen sich die Forscherinnen und Forscher der Frage annehmen, ob sie auf Unterschiede stossen zwischen den verschiedenen Ländern, in denen befragt wurde. Weiter soll bei dieser differenzierten Analyse das Augenmerk noch vermehrt auf die verschiedenen Personengruppen gelegt werden - auf die Eltern, Schülerinnen und Schüler, auf die Lehrpersonen oder die Schulleitungen.