Am 12. Juli 1917 fuhr die erste Zugskomposition durch die Schöllenen. «Der Bau der Bahn war eine Entwicklung der Baukunst im Berggebiet, von der anschliessend viel für andere Projekte abgeleitet werden konnte», sagt Isidor Baumann, Urner Ständerat und Verwaltungsrat der Matterhorn Gotthard Bahn.
Die Verbindung durch die Schöllenen hat auch heute noch eine grosse Bedeutung. Die Bahnstrecke ist die wintersichere Anbindung von Andermatt. «Und was oft vergessen wird: Man ist mit der Bahn viel schneller am Ziel», so Baumann.
Nun gibt es für die Verbindung Göschenen-Andermatt Ausbaupläne. Heute verkehrt meistens nur ein Zug pro Stunde. Neu ist ein Shuttle-Zug geplant, wie er auch bereits zwischen Täsch und Zermatt verkehrt. «Wir überlegen aktuell, welches Rollmaterial am geeignetsten wäre», sagt Isidor Baumann gegenüber Radio SRF.
Zudem soll das Umsteigen am Bahnhof Göschenen noch kundenfreundlicher werden. Ebenfalls ist ein grosser Ausbau beim Bahnhof Andermatt geplant. Die Matterhorn Gotthard Bahn will dort 80 Millionen Franken investieren.
Wechselvolle Geschichte der Bahn
Die Bahn musste in ihrer Geschichte öfters mit finanziellen Problemen kämpfen. Die Schöllenenbahn (SchB) gehört heute zur Matterhorn Gotthard Bahn (MGBahn), die Zermatt im Wallis mit Disentis in Graubünden verbindet.
Mit einer Steigung von bis zu 179 Promillen weist der Abschnitt Göschenen-Andermatt die grösste Steigung des ganzen 144 Kilometer langen MGBahn-Netzes auf.
Die Schöllenenbahn verdankt ihre Existenz dem Gotthardbahntunnel. Es hatte Pläne gegeben, die Gotthardbahn via Andermatt zu führen, doch kam man aus finanziellen Gründen davon ab.
Mit der Eröffnung des 15 Kilometer langen Tunnels zwischen Göschenen und Airolo 1882 war Andermatt und das Urserental plötzlich von der wichtigen Nord-Süd-Achse abgeschnitten.
Militär unterstützte die Bahn
Doch mit der Gotthardbahn wurden die Zentralalpen für die Touristen leicht zugänglich. In Andermatt wurden grössere Hotels gebaut und in der Folge erste Ideen für eine Bahn von Göschenen ins Urserental geschmiedet.
Die Bauarbeiten starteten erst 1913 - und kamen bald wegen des Ersten Weltkrieges ins Stocken. Dass die Bahn doch 1917 betriebsbereit war, wird auf die Unterstützung des Militärs zurückgeführt, das die strategische Bedeutung der Strecke erkannt hatte.
Rettende Fusion
Am 12. Juli 1917 fuhr der erste Zug. Der Start der Bahn stand aber unter keinem guten Stern. Wegen der Kostenüberschreitungen brach eine Urner Bank zusammen.
Der Ausbau der Strasse durch die Schöllenen in den 40er-Jahren brachte der Schöllenenbahn einen Rückgang der Passagierzahlen. Die Bahn überlebte nur dank der Fusion mit der Furka-Oberalp-Bahn (FO) 1961.
Heute sind jährlich rund 400'000 Personen mit dem Zug zwischen Göschenen und Andermatt unterwegs.