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Tierparkchefin Anna Baumann «Wir hatten Angst, dass unsere Sikahirsche verwildern»

Wegen der Corona-Pause stehen der Direktorin des Tierparks Goldau Anna Baumann unsichere Zeiten bevor. Doch sie bleibt optimistisch.

SRF News: Wer hat eigentlich mehr Freude daran, dass der Tierpark wieder offen ist: die Menschen oder die Tiere?

Anna Baumann: Ich glaube, beide haben extrem Freude! Die Tiere verhielten sich ganz anders, als unsere Gäste wieder hier waren.

Es sind ja vor allem die Hirsche, die frei im Park herumgehen. War es für sie ungewohnt, als niemand mehr da war und sie fütterte?

Am Anfang der Corona-Krise hatten wir etwas Angst, dass unsere Sikahirsche verwildern, sie waren kaum mehr zu sehen. Sie hatten sich sehr schnell daran gewöhnt, dass niemand mehr hier war. Bei den Wisenten hingegen stellten wir fest, dass sie sehr aufgeregt waren, wenn eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter auftauchte.

Die Tiere, die nun wieder Menschen treffen können: Das ist schöne Seite. Es gibt aber auch die harte Realität der Finanzen. Wie viel Geld fehlt dem Tierpark wegen der Corona-Pause?

Wir haben seit Anfang April zweieinhalb Millionen Franken weniger Ertrag gemacht. Das ist wirklich eine schlimme Geschichte. Immerhin haben wir in den letzten zwölf Jahren ein finanzielles Polster angesammelt. Aber ich hätte dieses Geld lieber in die Tiere als in den Betrieb investiert.

Aber Sie müssen jetzt nicht die gesamten zweieinhalb Millionen wieder zusammenbringen?

Nein. Wir haben die Kosten wahnsinnig stark hinuntergefahren. Wir konnten auch Kurzarbeit einführen. Aber wir können den Verlust sowieso nicht wieder aufholen, auch wenn dieses Jahr voraussichtlich einige Schweizerinnen und Schweizer in der Region Ferien machen und vielleicht auch den Tierpark besuchen werden. Wir haben aber zum Glück auch einige Spenden erhalten. Und sogar einen Beitrag der Versicherung, obwohl diese nicht verpflichtet gewesen wäre zu bezahlen. Das hilft uns natürlich sehr.

Sie haben im Tierpark Goldau ja einige Ausbaupläne. Sind diese jetzt gefährdet?

Im Moment sieht es nicht danach aus. Und ich hoffe sehr, dass die Ausfälle keine Auswirkungen auf unsere Pläne haben werden. Aber definitiv werden wir das erst im nächsten Frühling sehen, wenn dann der Geschäftsbericht von diesem Jahr vorliegt.

Das Gespräch führte Michael Zezzi.

Regionaljournal Zentralschweiz, 19.06.20, 17:30 Uhr ; 

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