Cécile Bühlmann war im Juni 1991 Mitglied des Luzerner Stadtparlaments. Sie erinnert sich gut an den ersten Frauenstreik vor 28 Jahren: «Frauen aus allen Schichten kamen gegen Abend in Luzern Unter der Egg an der Reuss zusammen, es war ein buntes Bild.»
Im Herbst jenes Jahres wurde sie dann für die Luzerner Grünen in den Nationalrat gewählt. Zusammen mit anderen Frauen, auch aus bürgerlichen Parteien, waren in der Folge verschiedene politische Errungenschaften möglich: «Wir konnten ab den neunziger Jahren bei der Gleichstellung tatsächlich einige Pflöcke einschlagen», blickt Bühlmann zurück.
Feministinnen nicht mehr auf dem Abstellgleis
Trotzdem glaubt sie, dass den Frauen auch heute noch genügend Arbeit bleibt: «Es ist zum Beispiel leider immer noch so, dass Frauen deutlich weniger verdienen für gleichwertige Arbeit.» Deshalb sei es erfreulich, dass auch wieder junge Frauen für ihre Rechte einstünden: «Es ist dringend nötig, dass dieser Kampf weitergeht.»
Vor ein paar Jahren noch seien die Kämpferinnen von damals etwas aufs Abstellgleis geschoben worden, Feminismus wurde auch unter jüngeren Frauen beinahe zu einem Schimpfwort. «Das war tatsächlich eine bittere Erfahrung, aber zum Glück ist das heute wieder vorbei», sagt Bühlmann.
Neuer Schub dank zweitem Frauenstreik
Wesentlich dazu beigetragen hat ihrer Meinung nach der Film «Die göttliche Ordnung», der vielen jungen Frauen die Augen geöffnet habe: «Ich wurde im Nachgang häufig angefragt, wie es denn damals wirklich gewesen sei.» Hinzu sei die globale Me-too-Debatte gekommen: «Sie hat viele Frauen darin bestärkt, ihr Unbehagen gegenüber ungebührlichem Verhalten nicht einfach hinzunehmen, sondern sich dagegen zu wehren.»
Cécile Bühlmann hofft, dass auch die zweite Auflage des Frauenstreiks vom 14. Juni 2019 solchen Anliegen wieder neuen Schub verleiht: «Das wäre auch mit Blick auf die nationalen Wahlen vom Herbst sehr wichtig - es wäre schön, würden auch 30 Jahre später wieder mehr Frauen gewählt, die für ihre Rechte einstehen.»