Der 23. September 2012 war ein historischer Tag für die Stadt Wetzikon. Nach acht gescheiterten Anläufen stimmte die Bevölkerung der Initiative zur Einführung eines Gemeindeparlaments mit 3201 Ja- zu 2360 Nein-Stimmen zu.
Die Gemeindeversammlung war einfach nicht mehr zeitgemäss.
Der geistige Vater dieser Initiative ist Arthur Hächler. Zusammen mit sieben Freunden reichte der pensionierte Journalist damals die entsprechende Initiative ein. Die Gemeindeversammlungen seien nicht mehr zeitgemäss gewesen, meint Hächler: «100 bis 120 Personen besuchten die Gemeindeversammlungen bei unwichtigen Geschäften. Das war nicht mehr repräsentativ.»
Am 12. Mai 2014 tagte das Wetziker Parlament zum ersten Mal. 36 Parlamentarierinnen und Parlamentarier nahmen damals ihre Arbeit auf. Die stärkste Partei war - damals wie heute - die SVP.
Noch während des Abstimmungskampfes bekämpfte sie den Wechsel von der Gemeindeversammlung zum Parlament vehement. Es sei zu teuer und führe zu einem Verlust der direkten Demokratie. Mit den Jahren hat die SVP Wetzikon ihre Meinung aber geändert. «Niemand will mehr zurück», sagt SVP-Fraktionschef Stephan Kaufmann.
Es war eine Art Selbstbedienungsladen.
Die politische Arbeit habe mit der Einführung des Parlaments an Qualität gewonnen, so Kaufmann. Er verweist auf früher: Bei den Gemeindeversammlungen hätten Vereine ihre Anliegen durchgebracht, indem sie genügend Mitglieder für die Gemeindeversammlung mobilisierten.
Neben der SVP bekämpften auch die Grünen damals die Einführung des Parlaments. Sie konnten jeweils viele Leute mobiliseren und so, in der bürgerlichen Stadt Wetzikon, grüne Themen durchsetzen.
Mit dem Parlament haben wir ein besseres politisches System erhalten.
Die Bilanz im Parlament sehe für die Grünen nicht gut aus, sagt der ehemalige Fraktionschef Stefan Mathez. Von 20 Vorstössen hätten die Grünen in den letzten vier Jahren nur einen durchgebracht. Trotzdem will er nicht zurück zum alten System. Das politische System sei nun viel besser.
Genaueres Arbeiten dank Kontrolle durch Parlament
In Wetzikon herrsche nun eine andere politische Kultur, meint Stephan Mathez. Dies spüre auch der Stadtrat, der nun viel exakter arbeiten müsse. Zum Beispiel bei den Finanzen: «Das Budget wird von der Finanzkommission sehr genau angeschaut. Wenn einem so auf die Finger geschaut wird, erledigt man seine Arbeit anders.»
Alle sind sich einig: Der Wechsel habe sich gelohnt. Eine Stadt mit 24'000 Einwohnern brauche ein Parlament und die Geschäfte würden sorgfältiger diskutiert und behandelt.