- Die Zürcher Stadtpolizei nennt ab sofort die Nationalität eines mutmasslichen Täters nicht mehr automatisch.
- Sollte die Herkunft für einen Medienbericht relevant sein, können Journalisten aber jederzeit nachfragen.
- Sicherheitsvorstand Richard Wolff (AL) meint, dass die Herkunft nicht viel über Taten aussagt.
Was ist neu?
In Medienberichten hat die Stadtpolizei Zürich stets die Nationalität von mutmasslichen Tätern genannt. Nun ändert sie die Praxis. Ab sofort nennt die Stadtpolizei Zürich die Nationalität nicht mehr automatisch. Sollte die Herkunft für einen Bericht relevant sein, können Journalistinnen und Journalisten nachfragen.
Wie begründet die Polizei die Änderung?
Die Nennung der Nationalität diene nur vermeintlich der Transparenz, heisst es in einer Mitteilung des Stadtzürcher Sicherheitsdepartements. Indem die Herkunft des mutmasslichen Täters genannt werde, werde der Eindruck geweckt, dass sich die Tat damit erklären liesse. Eigentliche Ursachen seien aber andere, heisst es in der Mitteilung weiter: nämlich Armut, tiefes Bildungsniveau oder Drogenkonsum. Zudem sei eine automatische Nennung unsachlich. Es führe dazu, dass Personen, die über kriminelle Ausländer lesen, den Anteil krimineller Ausländer höher einschätzen als er eigentlich ist. So findet gemäss Mitteilung eine Vorverurteilung statt. Die Stadtpolizei Zürich reagiert mit der neuen Praxis zudem auf ein Postulat von SP und Grünliberalen. Dieses wurde im August 2015 mit 72 zu 46 Stimmen überwiesen.
Nennen andere Polizeikorps die Nationalität nun auch nicht mehr?
Unterschiede gibt es nur schon im Kanton Zürich. Während die Stadtpolizei Zürich ab sofort auf die Nennung der Herkunft verzichtet, will die Kantonspolizei Zürich an der bisherigen Praxis festhalten. Und auch die Stadtpolizei Winterthur will erst die Erfahrungen der Stadtzürcher Kollegen abwarten, bevor sie einen Entscheid fällt. Auch die Konferenz der Kantonalen Polizeikommandanten empfiehlt die Nationalitäten-Nennung. In gewissen Kantonen hat das Volk auch Initiativen angenommen, die verlangen, dass die Polizei die Herkunft nennt - beispielsweise in St. Gallen oder Solothurn.
Wie sehen die Reaktionen auf den Entscheid aus?
Dass die Stadtpolizei Zürich ab sofort die Herkunft von mutmasslichen Tätern nicht mehr nennt, führt zu unterschiedlichen Reaktionen. Die Grünen bezeichnen den Entscheid der Stadtpolizei Zürich als richtig. Und die Alternative Liste AL hält fest, dass damit Bevölkerungsgruppen nicht mehr stigmatisiert werden. Nicht einverstanden mit der neuen Praxis der Stadtpolizei Zürich ist die SVP. Die Nennung der Nationalität von Tätern und Opfern sei Teil des Öffentlichkeitsprinzips, heisst es in der Mitteilung der Partei.