Die Stadt Zürich ist noch lange keine Velostadt wie Kopenhagen, kann es topografisch auch kaum werden - aber das Velonetz soll in Zürich kontinuierlich ausgebaut werden. Das ist auch der Wille der Bevölkerung, haben doch die Stimmberechtigten am 14. Juni Ja gesagt zu einem Rahmenkredit in der Höhe von 120 Millionen Franken.
Davon sollen in den nächsten 20 Jahren 90 Millionen Franken für den Bau von kommunalen Velorouten und 30 Millionen Franken für grössere Velostationen und kleinere Velo-Abstellanlagen eingesetzt werden.
Viel Altbekanntes, Neues fehlt
Die erste Umsetzung nach dem Ja liegt nun vor. Allerdings richtet der Zürcher Stadtrat Filippo Leutenegger nicht mit der grossen Kelle an:
Unter anderem sollen kleine Lücken geschlossen werden, wie beispielsweise in der Binzmühlestrasse, oder es gibt eine verbesserte Linienführung beim Bahnhof Giesshübel. Zusätzlich zu diesen kommunalen Projekten werden auch regionale Routen ausgebaut. Im Rahmen des Masterplan Velo sind dies zum Beispiel der Uto- oder Sihlquai. Insgesamt kommen zu den drei Kilometern auf kommunaler Ebene noch einmal fast vier Kilometer auf kantonalen Strassen dazu.
Was auffällt: Alle vorgestellten Projekte wurden schon vor der Abstimmung geplant und müssen nun nur noch umgesetzt werden, neue Ideen und Projekte fehlen, gerade an heiklen Stellen im Zentrum. Diese seien zwar in der Pipeline, erklärte Tiefbauvorsteher Filippo Leutenegger, bräuchten aber mehr Zeit: «In den engsten Nadelöhren wird es weiterhin ein Problem sein, wir werden kreativ sein müssen.»
Heisser Herbst für Filippo Leutenegger
Den Grünen gehen die Pläne des Tiefbauamtes nicht weit genug. Markus Knauss, Gemeinderat und Co-Präsident des VCS Zürich begrüsst zwar grundsätzlich die Auslegeordnung, vermisst aber neue Ideen und ein klares Bekenntnis zur Veloförderung: «Von daher gibt es noch viel Luft nach oben.» Weit besser gefällt das vorgestellte Programm den Bürgerlichen. «Er (Filippo Leutenegger) macht es mit Augenmass», sagt zum Beispiel Mauro Tuena, Fraktionschef der Stadtzürcher SVP.
Im Herbst muss Filippo Leutenegger die Pläne für den Ausbau des Velowegnetzes für drei weitere Jahre vorlegen - Er wird sich dabei gegen links und rechts verteidigen müssen. Denn beide Seiten künden an, die Pläne genau unter die Lupe zu nehmen und sie nach ihrem Gusto umgestalten zu wollen.