Verwilderte Katzen kastrieren, «ausgediente»» Legehennen retten, aber auch verunfallte Tiere retten, Tierheime aufbauen oder Tierärzte weiterbilden: 280 Tierheime im In- und Ausland unterstützt die Stiftung für Tierschutz, sie betreibt ein eigenes Tierheim in Winkel bei Bülach, ausserdem hat sie Tierwaisenhäuser in Rumänien, Ägypten und Peru aufgebaut. Dieses Jahr feiert die Stiftung das 20-Jahre-Jubiläum.
SRF News: Zuerst zu einem aktuellen Thema: Wie hat die Corona-Pandemie Ihre Arbeit in den letzten Monaten beeinflusst?
Susy Utzinger: wegen Corona gab es einen «Riesen-Chlapf», auch in der Tierschutzarbeit. Wir haben sofort Geld gesammelt für Futtermittelspenden und konnten schweizer und ausländische Partner unterstützen. Im Ausland wurde Futter zum Teil sofort knapp, es wurden auch viel mehr Tiere ausgesetzt in ausländischen Tierheimen.
Andererseits haben inländische Tierheime berichtet, dass die Nachfrage nach Katzen und Hunden gestiegen sei während des Lockdowns – die Menschen wollten sich eine Abwechslung verschaffen – das haben sie nicht festgestellt?
Doch. Wir haben auch jetzt täglich solche Anrufe. Zum Teil haben sie sich zeitlich verschoben, weil während des Lockdowns in der Schweiz die Tierheime geschlossen waren und keine Tiere vermittelt wurden.
Sie haben ja selbst mit dem «Pfötli» in Winkel auch ein Tierheim. Wie reagieren Sie denn auf solche Anfragen? Geben Sie Tiere einfach so ab?
Wir geben Tiere nie einfach so ab. Es gibt einen längeren Platzierungsvorgang mit verschiedenen Gesprächen, das haben wir auch nach dem Lockdown genauso gehandhabt.
Kommen wir zum Jubiläum Ihrer Tierschutz-Stiftung, die Sie gegründet haben – 20 Jahre. Wo konnten Sie am meisten bewegen?
Wir sind noch lange nicht am Ziel, aber wenn es besonders grosse Projekte sind wie in Rumänien, wo ein riesiges Tierheim entstanden ist, inklusive Tierwaisenhospital, Patenschafts- und Kastrationsprogramm, Klassen, die vorbeikommen um zu lernen.... Das ist ein schönes Gefühl. Auch in Ägypten ist es ähnlich mit einer riesigen Anlage – da geht mir das Herz auf.
Sind im Ausland auch die grössten Rückschläge geschehen?
Ich glaube, sie sind dort spürbarer. Wenn etwas ganz und gar nicht funktioniert oder wenn plötzlich Gesetze von einem Tag auf den anderen ändern. In der Schweiz passieren Rückschläge unbemerkter. Da müssen wir aufpassen und den Mund aufmachen.
Es gibt Tierschützer, die kämpfen mit viel härteren Bandagen als Ihre Stiftung, dringen in Ställe ein, filmen in Schlachthöfen. Unterstützen sie diese Arbeit oder wie beurteilen sie das?
Mein privates Herz lechzt teilweise nach radikalen Massnahmen. Wenn ich unglaublich viel traurige Bilder sehe, habe ich auch ein Bedürfnis «ztäubele», ich könnte auch locker mal jemanden würgen. Das professionelle Tierschutzherz – oder das Tierschutzhirn – weiss aber, dass das nicht nachhaltig wirkt. Nachhaltig ist, auf die Gegenseite zuzugehen und das ist manchmal richtig schwer.
Essen Sie selbst noch Fleisch?
Nein, schon lange nicht mehr. Ich versuche auch, vegan zu leben. Möchte das aber nicht lehrmeisterlich rüberbringen. Ich habe ein grosses Problem mit den militanten «Hass-Veganern», die auf jeden losgehen. Es soll jeder für sich selbst einen Weg finden, Schritt für Schritt.
Wie kam es eigentlich dazu, dass Sie sich so dem Tierschutz verschrieben haben?
Ich glaube, der Tierschutz kam zu mir. Das war kein Plan, es ist einfach passiert. Ich hatte schon als kleines Kind eine enge Verbindung zu Tieren, wuchs in einer Tierrettungsorganisation auf, das hat mich mein Leben lang begleitet.
Das Gespräch führte Vera Deragisch.