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Zürich Schaffhausen Endlager-Entscheid: grosse Überraschung im Zürcher Weinland

Die Nagra hat aus sechs möglichen Standorten für ein Atommüll-Endlager zwei ausgewählt, die vertiefter abgeklärt werden sollen: Das Zürcher Weinland und die Region Jura Ost. Der Südranden und Nördlich Lägern stehen nicht mehr zur Diskussion. Die Reaktionen fallen entsprechend unterschiedlich aus.

Die Nagra beurteilt die Regionen Zürich Nordost – also das Zürcher Weinland rund um Benken – und Jura Ost als ideale Standorte für ein Atommüll-Endlager. Am Freitagmorgen hat die «Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle» ihre Endauswahl bekannt gegeben.

Überraschung im Weinland

Als «grosse Überraschung» bezeichnet die Regionalkonferenz Zürich Nordost den Entscheid der Nagra. Nicht die Tatsache, dass das Weinland noch im Rennen ist, sondern dass sich die Nagra so schnell auf nur noch zwei mögliche Standorte fokussiert. Für Jürg Grau, Präsident der Regionalkonferenz Zürich Nordost, sind die Chance auf ein Atommüll-Endlager heute klar gestiegen.

Kanton Zürich hält Auswahl für «verfrüht»

Man nehme den Entscheid der Nagra, die Auswahl bereits jetzt auf nur noch zwei Standorte einzuschränken «zur Kenntnis», sagt der zuständige Zürcher Regierungsrat Markus Kägi. Der Kanton hält diesen Entscheid allerdings für verfrüht. Kägi betont, für den Kanton Zürich habe die Sicherheit oberste Priorität. Das Endlager müsse am sichersten Ort gebaut werden. Sollten mehrere Standorte gleich sicher sein, werde man sich gegen ein Endlager auf Zürcher Boden wehren.

«keine Entwarnung» im Kanton Schaffhausen

Karte mit Endlager-Standorten.
Legende: So sieht die Endauswahl der Nagra aus. SRF/nagra

Dass ein Endlager im Südranden, auf Schaffhauser Gebiet, nicht mehr in Frage kommt, nimmt die Schaffhauser Kantonsregierung «mit Befriedigung zu Kenntnis». Man habe mehrfach darauf hingewiesen, dass der Standort Südranden nicht sicher genug sei. Weil das angrenzende Weinland jedoch weiterhin zur Debatte steht, habe sich die Betroffenheit des Kantons Schaffhausen mit dem neusten Nagra-Entscheid aber nochmals erhöht. Die Kantonsregierung hält diesen Standort für «unzumutbar» und lehnt ihn ab.

Atomtransport über den Bahnhof Winterthur

Auch der Winterthurer Stadtrat hält den Nagra-Entscheid, die möglichen Standorte auf zwei zu beschränken, für verfrüht und zeigt sich «befremdet» darüber. Ein Endlager im Weinland stelle ein Sicherheitsrisiko für die Stadt Winterthur dar, weil: «der Transport der radioaktiven Abfälle voraussichtlich über den Bahnhof Winterthur im Stadtzentrum erfolgen würde.»

Erleichterung bei den «Ausgeschiedenen»

Bereits im Vorfeld war angenommen worden, dass der Standort Nördlich Lägern an der Grenze zum Kanton Aargau wohl nicht weiter in Betracht fällt. Eher überraschend ist nun der Entscheid, dass auch das Gebiet Südranden im Kanton Schaffhausen ausgeschieden wurde.

In Neuhausen am Rheinfall löst dieser Entscheid Erleichterung aus: «Dass ein Standort für die Lagerung schwach- und mittelhochradioaktiver Abfälle auf dem Neuhauser Gemeindegebiet nicht mehr weiterverfolgt wird, löst beim Gemeinderat eine gewisse Erleichterung aus», schreibt die Gemeinde in einer Mitteilung.

Der Nagra-Entscheid

Und auch im Nordwesten des Kantons Zürich freut man sich – allerdings zurückhaltender: «Wir sind erleichtert über den Vorschlag der Nagra, die Region Nördlich Lägern zurückzustellen», lässt sich Hanspeter Lienhart, Präsident der Regionalkonferenz Nördlich Lägern, in einer Mitteilung zitieren.

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