Es klingt fast zu gut, um wahr zu sein: Jeder Bewohner, jede Bewohnerin der Zürcher Gemeinde Rheinau soll monatlich 2500 Franken erhalten. Wer trotzdem arbeiten geht und mehr als diese 2500 Franken verdient, muss die Differenz Ende Monat zurück zahlen.
«Wir wollen herausfinden, wie sich die Leute verhalten, wenn sie einfach so Geld kriegen», sagt Filmemacherin Rebecca Panian. Sie steht, gemeinsam mit Ökonom Jens Martignoni und Grundeinkommens-Experte Ralph Moser, hinter dem Projekt. «Wie gehen sie mit den Freiheiten um? Werden sie faul oder leisten sie mehr Freiwilligenarbeit?»
Rheinau ist für uns eine absolute Traumgemeinde.
Um Antworten auf diese Fragen zu finden, suchte Rebecca Panian Gemeinden, die Lust hatten, am Experiment mitzumachen. Über 100 Gemeinden in der ganzen Schweiz haben sich gemeldet, Rheinau (ZH) wurde ausgewählt. «Rheinau ist zahlenmässig praktisch eine Mini-Schweiz», begründet Rebecca Panian ihre Wahl.
Wir hoffen, dass mit diesem konkreten Projekt die Politik fassbar wird.
Doch weshalb macht Rheinau mit, obwohl die Gemeinde ein bedingungsloses Grundeinkommen bei der nationalen Abstimmung vor zwei Jahren mit 72 Prozent verworfen hat? «Wir wollen die Politik fassbar machen, ein grosses Politthema runterbrechen und in den Alltag der Leute verlegen», sagt Gemeindepräsident Andreas Jenni. Zudem hofft er auf spannende Diskussionen.
Ich bin begeistert – und zuversichtlich, dass das Experiment klappt.
Diese gab es bereits am Dienstagabend, nachdem die Gemeinde ihren Bewohnerinnen und Bewohnern die Idee vorstellte. Der Grundtenor war positiv, die Rheinauerinnen und Rheinauer zeigten sich offen für das Experiment. Und bereits wurde diskutiert: Wird die Gesellschaft so gerechter?
Ob der Versuch starten kann, entscheiden die Rheinauer selbst. Rund die Hälfte der 1300 Bewohnerinnen müssen mitmachen, um den Versuch zu ermöglichen. Das Geld soll von einer Stiftung und einer Crowdfunding-Aktion stammen.