Betritt man das Stadttheater durch den Bühneneingang, begegnet einem im nebligen Scheinwerferlicht der helle Wahnsinn. Ein Tannenbaum spricht mit einem Ferkel und fuchtelt dabei mit seinen Ästen. Bauernkinder springen über einen abgeschnittenen Drachenschwanz und Männer tragen eine Strohhütte an ihnen vorbei auf die Bühne.
Die Proben für das Weihnachtsmärchen «Der kleine Ritter Trenk» sind im vollen Gang. Mit dabei ist auch Annina Keller. Seit mehr als 25 Jahren ist die Laiendarstellerin Teil des Ensembles. Angefangen hat sie als Tennagerin, heute sitzt sie auch im Vorstand: «Es ist ein toller Ausgleich vom Beruf. Nirgends kann ich besser abschalten als auf der Bühne.»
Regisseur René Egli leitet Amateur-Schauspieler. Er hat das deutsche Stück auf Mundart übersetzt. Es ist das erste Mal, dass es in der Schweiz gezeigt wird. Die Inszenierung sei stetig gewachsen. Zwischenzeitlich stehen bis zu vierzig Personen gleichzeitig auf der Bühne.
Die Musik hat einmal mehr Paul K. Haug komponiert. Den Text schneidert er der Truppe auf den Leib: «Ich kann keine extremen Sachen schreiben. Die Lieder sind den Kindern angepasst. Sie sollen die Melodien noch pfeifen können, wenn sie nach Hause laufen.»
Seit bald 75 Jahren gibt es die Kleine Bühne Schaffhausen. Nachwuchsprobleme kennt die Truppe bis heute keines.
Nach einem langen Probejahr steigt nun die Anspannung. Am Samstag ist die Premiere des Weihnachtsmärchens. Neun Vorstellungen des Stücks «Der kleine Ritter Trenk» zeigt die Kleine Bühne im Stadttheater. Der Publikumsandrang ist wie jedes Jahr gross.
Der Direktor des Stadttheaters, Jens Lampater, weiss die Schaffhauser Adventstradition in seinem Haus zu schätzen: «Es zieht nicht nur viel Publikum an und verzaubert zahlreiche Kinder. Die Stücke sind auch Jahr für Jahr in hoher Qualität vorgetragen.»