In weisser Bluse und mit Turnschuhen steht Tamara Suter in einem der Hotelzimmer und putzt die Duschkabine. An anderen Tagen ist die 19-jährige Praktikantin neuerdings im Alleingang für das Frühstück oder die Schliessung des Hotels zuständig. «Wir haben sehr viel Verantwortung. Das gefällt mir», so Suter.
Nur der Direktor ist vor Ort
Seit Mitte März führt Tamara Suter gemeinsam mit zehn anderen Auszubildenden den Betrieb im Park Hotel Winterthur. Die restlichen 42 Mitarbeitenden sind zu Hause. Lediglich der Direktor ist als Ansprechperson vor Ort. «Anfangs hatte ich etwas Angst vor dem Projekt» sagt Tamara Suter, «mir war unwohl. Aber es kommt gut.»
Zwischen zehn bis fünfzehn Gäste übernachten täglich im Hotel. Unter ihnen sind einerseits Geschäftsreisende aus dem Ausland, die aufgrund der geschlossenen Grenzen nicht mehr nach Hause kommen. Weiter sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kantonsspitals einquartiert, die beispielsweise weiter wegwohnen.
Dass die Auszubildenden das Hotel führen, war eine spontane Idee des Direktors Philipp Albrecht. Nachdem der Bundesrat am 16. März die ausserordentliche Lage ausgerufen hatte, entwickelte Albrecht gemeinsam mit den Lernenden neue Schichtpläne. Waren sie zuvor nur in einem gewissen Bereich tätig, sind sie nun in allen Bereichen tätig. «Sie sollen ein breites Spektrum des Hotelbetriebes miterleben», sagt Albrecht.
Jetzt lerne ich, wie ich die Gäste ansprechen soll.
Davon schwärmt der 16-jährige Justin Bächle. Vor der Corona-Pandemie hatte der Kochlehrling keinen direkten Gästekontakt. «Jetzt lerne ich beim Frühstücksdienst, wie ich die Gäste ansprechen soll». Doch so sehr die Lernenden wie Bächle oder Suter das Projekt schätzen, sie freuen sich auch, wenn es voraussichtlich Ende Mai zu Ende geht – damit sie wieder mit den anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusammenarbeiten können.