Das Kraftwerk ist seit Längerem ein Treffpunkt für die Zürcher Startup-Szene. Gleich beim Bahnhof Selnau, schön an der Sihl gelegen, arbeiten im ehemaligen Elektrizitätswerk auf fünf Stockwerken junge Unternehmerinnen und Unternehmer an ihren Projekten.
Diese Woche kam mit dem «Podcast Tower» das jüngste dazu. Nico Leuenberger und seine Mitstreiter haben die Arbeit aufgenommen. Das Studio soll mehr sein als ein Ort um Aufnahmen zu machen: «Hier sollen sich Podcasterinnen und Podcaster vernetzen.»
Leuenberger arbeitete früher bei Privatradios, dann gründete er mit Katarina Hagstedt vom Schweizer Podcast Club dieses neue Studio. Finanziert wurde es von verschiedenen Stiftungen.
Das Herzstück ist die kleine, schalldichte Aufnahmekabine mit modernster Audio-Ausrüstung. Dieses können Leute mieten um ihre Podcasts aufzunehmen. Damit sie endlich nicht mehr am Küchentisch produzieren müssten: «Wenn es ständig scherbelt und knackt, vergeht mir die Lust am Zuhören», so Nico Leuenberger.
Bei ihnen stimme die Qualität – und sei nicht nur für Profis erschwinglich. Ein Franken pro Minute kostet die Studiomiete. Ein Angebot, das beispielsweise von drei Jungmüttern genutzt wird.
Die drei Frauen haben sich bei Radio 24 kennengelernt und plaudern nun in ihrem Podcast über verschiedene Aspekte des Mutterseins.
Damit sind sie nicht alleine. Für junge Eltern macht Pro Juventute einen Podcast, auch SRF hat mit Pipifax etwas im Angebot. Aber auch sonst ist die Schweizer Podcastszene in den vergangenen Jahren stark gewachsen: Filmbesprechungen, Gastrokritiken, Musiktipps und Lebenshilfen für alle Lagen sind abrufbar.
An dieser Entwicklung sei auch Radio SRF mitverantwortlich, so Nico Leuenberger: «Der Podcast «Edi – Leben am Limit» war ein Meilenstein. Er hat ganz viele neue Hörerinnen und Hörer zum Format Podcast gebracht.
Auch die Zeitungen sind mittlerweile auf den Geschmack gekommen. So startet beispielsweise die NZZ im kommenden Jahr einen täglichen Polit-Podcast. Und die «NZZ am Sonntag» hat mit der Serie Sihlquai auch bereits um die Gunst des wachsenden Podcast-Publikums gebuhlt.
Produziert hat diese Serie rund um ungeklärte Mordfälle auf dem ehemaligen Zürcher Strassenstrich This Wachter. Er hat sich bereits vor Jahren auf das Genre Podcast spezialisiert.
Eine gute Idee reiche allerdings noch nicht für den Erfolg. Es brauche auch die nötigen finanziellen Mittel, so der Podcast-Pionier Wachter. Dabei könne das Geld von ganz unterschiedlichen Orten kommen: «Das können Stiftungen sein oder Verlagshäuser. Aber auch Bildungsinstitutionen wie die ETH investiert in solche Formate.»
Eine Goldgrube sind solche Podcasts im kleinräumigen Werbemarkt der Deutschschweiz aber noch nicht. Und dennoch glaubt This Wachter daran, dass sich dieses Format etablieren wird – dabei helfe sicher auch der neueröffnete «Podcast Tower».