Kreischend bohren sich die Baggerzähne in die Betonmauern. Bei Tössriederen am Rhein geht es den letzten Überresten aus der Zeit des Kalten Kriegs an den Kragen.
Ab 1957 hatte hier der Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler ein Tanklager in der Grösse von vier Fussballfeldern anlegen lassen. Die Anlage war auf rund vierzig Millionen Liter Heizöl und Benzin angelegt.
«Dutti» hatte darauf spekuliert, die Schweiz werde einen Rheinhafen bei Eglisau bauen und wollte sich den besten Platz sichern. Aber Lastschiffe fuhren nie bis hierher. Stattdessen füllten Lastwagen die unterirdisch angelegten Stahl- und Betontanks.
Nun hat eine Spezialfirma unter der Leitung von Urs Eberle die Überbleibsel ausgegraben, recyclen und fachgerecht entsorgen lassen. Ein Teil der Hinterlassenschaften war asbestverseucht. «Es war eine spezielle Baustelle», so Eberle. «Ein unterirdisches Tanklager in dieser Dimension hatten wir noch nie». Besonders achten mussten seine Leute auf riesige Hohlräume, die nur notdürftig gesichert waren.
Wieder Wald statt Tanks
1978 verkaufte die Migros-Tochter Migrol das Gelände an einen Architekten und liess die Anlage entleeren. Sie ging vergessen und wurde von der Natur überwuchert. Im letzten Jahr kamen der Kanton Zürich, die ehemalige Betreiberin und die Standortgemeinde Eglisau überein, den Stahl- und Betonkomplex wieder ans Tageslicht zu holen und zu beseitigen.
Mehr als fünf Millionen Franken kostet der Rückbau. Den Grossteil übernimmt Migros-Tochter Migrol, auch wenn sie nicht mehr Grundeigentümerin ist. «Wir sind schliesslich die Verursacher des Problems. Ein einzelner Privater wäre damit finanziell überfordert gewesen», erklärt Migrol-Chef Daniel Hofer. Jetzt gehe eine Ära in der Firmengeschichte zu Ende. «Wir haben ein Problem gelöst und können uns Neuem zuwenden.»
Zufrieden ist auch der Eglisauer Gemeindepräsident Peter Bär. «Ich finde Duttweilers Idee faszinierend. Aber nun haben wir eine Altlast weniger, wir wollen das Areal der Natur wieder zurückgeben».
24'000 Tonnen Beton und 3000 Stahl haben die Spezialisten aus dem Boden geholt. Ab 2019 sollen wieder Bäume auf dem Gelände in Tössriederen wachsen – ohne Schrott im Boden.