Über die Hauswirtschaftskurse in den Mittelschulen wird im Kanton Zürich seit Jahren gestritten. Im Rahmen eines Sparprogramms wurde die sogenannte «Husi» bereits einmal abgeschafft, mittels einer Volksinitiative wurde sie dann aber wieder eingeführt. Neu soll sie jetzt vorverlegt werden: Statt in der 4. oder 5. Klasse des Langzeitgymnasiums sollen die Haushaltskurse schon in der 1. oder 2. Klasse stattfinden. Der Kanton könnte damit jedes Jahr 3,5 Millionen Franken sparen, weil Kurzzeitgymnasien, die keine Unterstufe betreiben, keine «Husi» mehr anbieten müssten.
Budgetfragen und WG-Organisation: Keine Themen für 13-Jährige
Der Kantonsrat befürwortete die dafür notwendige Änderung des Mittelschulgesetzes. Zur Abstimmung kommt es, weil eine überparteiliche Gruppierung das Referendum ergriffen hat. An der Spitze des gegnerischen Komitees steht Denise Wahlen, GLP-Kantonsrätin. Sie erteilte selbst während vieler Jahre Hauswirtschaftsunterricht und bewirkte bereits vor acht Jahren mit ihrer «Husi»-Initiative die Wiedereinführung der Kurse. Für das Komitee steht die Altersfrage im Zentrum, sagt Wahlen: «Das Interesse an den Kursen steigt, wenn die Selbständigkeit bei den Jugendlichen näher rückt.» Die älteren Schüler würden viel mehr vom Unterricht profitieren, der weit übers Kochen hinausgehe: «Die Schüler lernen zum Beispiel, ein Budget zu erstellen oder wie sie am besten eine WG organisieren.» An 13-Jährige hingegen seien solche Kurse «verschenkt», weil sie sich noch zu wenig für solche Fragen interessieren würden.
Ernährungsfragen auch für Jüngere sehr wichtig
Die Befürworter der Verschiebung beurteilen die Altersfrage anders. «Das Thema Ernährung ist für 12-, 13-Jährige sehr wichtig», sagt zum Beispiel Markus Späth, Kantonsrat und Gymnasiallehrer. Er ist Co-Präsident des Pro-Komitees für die Vorverschiebung der «Husi». «Die Schülerinnen und Schüler sind zum ersten Mal weg von zuhause und verpflegen sich selbständig.» Es sei ausserdem dasselbe Alter, in dem auch Sekschülerinnen und -schüler Hauswirtschaftsunterricht erhielten.
Unterstützt wird das Pro-Komitee von den Mittelschulen selbst. Die Vorverschiebung würde die oberen Klassen am Gymnasium entlasten, sagen Lehrer und Schulverbände.