Zürcher Katholiken träumen seit Jahrzehnten von einem eigenen Bistum. Sie fühlen sich vom konservativen Bistum Chur nicht ernst genommen. Der Churer Bischof Vitus Huonder wollte es im März genau wissen. Er lancierte eine Umfrage bei den 900 Mitgliedern des Bistums, also bei Priestern, Diakonen und Kirchgemeindepräsidenten.
Eine Mehrheit sprach sich nun dagegen aus. Die Mehrheit befürchtet, dass die anderen Regionen gegenüber Zürich schlechter gestellt würden. Zudem könnten beim verkleinerten Bistum Chur die Finanzen knapp werden ohne die Gelder aus Zürich.
Trotzdem will Huonder das Projekt weiterverfolgen. Die Zürcher sollen eine Arbeitsgruppe gründen. «Diese soll sich überlegen, wie sie die guten Argumente der Gegner aus dem Weg räumen kann», erklärte Giuseppe Gracia, der Sprecher von Bischof Huonder.
«Bistum Zürich wird immer realistischer»
Dass Huonder die Pläne noch nicht definitiv vom Tisch wischt, freut Benno Schnüriger. Als Präsident des Synodalrates ist er der «oberste Zürcher Katholik». Dass sich bei der Befragung selbst die Mitarbeiter der katholischen Kirche in Zürich mehrheitlich gegen ein Bistum aussprachen, verwundert ihn nicht. Diese hätten Angst, dass ihnen ein Bischof «vor die Nase gesetzt wird, der ihnen nicht passt». Diese Befürchtung teilt Schnüriger nicht, wie er auf Anfrage des «Regionaljournals Zürich Schaffhausen» sagt: «Ein Bischof, der bei uns in Zürich ist, kann sich den Problemen einer urbanen Gesellschaft nicht entziehen.»
Die von Huonder geforderte Arbeitsgruppe soll schon nächste Woche eingesetzt werden. Schnüriger geht so voller Optimismus ins Pfingstwochenende. «Ein Bistum Zürich ist nach dem heutigen Bericht des Bischofs realistischer als noch vor zehn Tagen.»