Das Wichtigste in Kürze:
- In den letzten Jahren sind die Austritte während der Probezeit an den Zürcher Kurzzeitgymnasien auf 22 Prozent gestiegen.
- Eine Untersuchung der Universität zeigt: Betroffen sind vor allem «sozioökonomisch weniger privilegierte» Jugendliche nichtdeutscher Muttersprache.
- Ziel der Bildungsdirektion ist es, nur noch Jugendliche ins Gymi aufzunehmen, die Chancen haben, die Probezeit zu bestehen.
- Volksschule und Gymnasien sollen deshalb stärker zusammenarbeiten, die Gymnasiasten während der Probezeit besser begleitet werden.
- Die Durchfallquote ist in der Probezeit 2016/17 zwar leicht gesunken, von einer Trendwende kann man aber noch nicht sprechen.
Warum rasseln so viele Schüler durch?
Rund jede fünfte Gymnasiastin, jeder fünfte Gymnasiast schafft die Probezeit nicht – eine viel zu hohe Quote, wie die Bildungsdirektion befand. Sie beauftragte deshalb das Institut für Bildungsevaluation der Universität Zürich mit einer Untersuchung. Welche Faktoren sind für das Bestehen der Probezeit wichtig? Und warum sind die Durchfallquoten an den einzelnen Gymnasien so verschieden?
Die Ergebnisse zeigen: Die Note der Aufnahmeprüfung ist ein guter Anhaltspunkt dafür, ob ein Schüler die Probezeit besteht. Weniger aussagekräftig sind gemäss Studie die Erfahrungsnoten, welche die Schüler aus der Volksschule mitbringen. Gar keinen Einfluss hat die Klassengrösse.
Es geht um Chancengerechtigkeit. Chancengleichheit werden wir nie erreichen.
Wichtige Faktoren sind hingegen der familiäre Hintergrund und die Sprache. Schüler aus Gemeinden mit einer «sozioökonomisch weniger privilegierten Bevölkerung» haben gemäss Studie höhere Durchfallquoten. Dies erklärt auch die grossen Unterschiede zwischen den Schulhäusern. Zudem seien Schüler, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, in der Probezeit deutlich weniger erfolgreich. Hier müsse man zumindest Chancengerechtigkeit schaffen, sagt Bildungsdirektorin Silvia Steiner.
Kurzzeitgymnasiasten fallen in ein Loch
Problematisch ist ein Ausscheiden aus der Probezeit laut Steiner vor allem am Kurzzeitgymnasium: Nach zwei Jahren Sekundarschule verpassen die Kurzzeitgymnasiasten die Vorbereitungen auf eine Berufslehre. Fallen sie in der Probezeit durch, stehen sie gewissermassen zwischen Stuhl und Bank. «Sie fallen in ein Loch», sagt Silvia Steiner.
In einigen Schulen wurden bereits Massnahmen umgesetzt, um die Schüler in der Probezeit besser zu unterstützen. So bieten verschiedene Gymnasien Aufgabenstunden und Coachings an und arbeiten enger mit der Volksschule zusammen. In der Probezeit 2016/17 haben gemäss Bildungsdirektion zwar wieder mehr Schülerinnen und Schüler die Probezeit bestanden, von einer Trendwende könne man jedoch nicht sprechen.