- Im Unterwalliser Dorf Chamoson sind am Sonntag ein 37-jähriger Mann und ein sechsjähriges Mädchen von einer Schlammlawine erfasst worden.
- Ein Gewitter hatte entlang des Bachbettes der Losentze sintflutartige Erd- und Wassermassen ausgelöst.
- Die beiden Vermissten noch lebend zu finden, schliessen die Behörden mittlerweile aus.
Der Schock in Chamoson sitzt tief. Zwei Autos wurden am Sonntagabend von der Flutwelle aus Erd- und Wassermassen erfasst. Eines der Fahrzeuge war leer, im anderen sassen der seither vermisste Mann und und das Mädchen.
Die Rettungsarbeiten laufen seither unter Hochdruck. «Mehr als 70 Leute sind im Einsatz», so ein Sprecher der Kantonspolizei. Das überschwemmte Gebiet wurde aus der Luft mit dem Helikopter nach den Vermissten abgesucht, der Uferbereich wurde minutiös durchkämmt. Ohne Erfolg. Mittlerweile beziffert der zuständige Rettungschef Benoît Dorsaz die Überlebenschancen der Vermissten auf gleich Null.
Mutter wird psychologisch betreut
Dennoch wird weiter nach den Vermissten gesucht. Allerdings ist das auch von der weiteren Wetterentwicklung abhängig. Denn durch weiteren Starkregen könnten sich erneut Erdrutsche und Schlammlawinen lösen, die auch die Retter gefährden.
Bei den Vermissten handelt es sich laut Polizeiangaben nicht um Vater und Tochter. Der Chamosoner Gemeindepräsident Claude Crittin konnte mit der Mutter des vermissten Mädchens sprechen. Sie werde psychologisch betreut. «Auch die Leute, die das Unglück beobachtet haben, werden betreut.»
Gewitter und Schlammlawinen gewohnt
Gewitter sei man in der Region gewohnt, sagt Gemeindepräsident Crittin. Auch das Phänomen von Schlammlawinen sei in der Region bekannt. Drei Bäche gibt es rund um das Dorf: «Aber nun geht es zum ersten Mal um Menschenleben».
Auch das Ausmass der Naturgewalt schocke die Dorfbewohner: «Die Schlammlawine hat Steine von der Grösse von Autos mitgeführt. Sie wurden wie Korken mitgeschwemmt.»
Wir hoffen einfach, dass solche Jahrhundertunwetter eben nur einmal im Jahrhundert passieren.
Das zweite Auto, das mitgerissen wurde, konnte inzwischen geborgen werden: «Es war komplett zerstört», so Crittin.
Schon letztes Jahr war unweit der Unglücksstelle ein Bach über die Ufer getreten, der grosse Schlammmassen mit sich führte. Seither wurden die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Crittin glaubt, dass damit noch Schlimmeres verhindert werden konnte: «Die Gewitter vom Wochenende waren so heftig, dass die drei Bäche übervoll waren.» Überall hätten Schlammlawinen gedroht.
Weitere Schutzmassnahmen nötig?
An der Unglücksstelle vom Vorjahr sei diesmal glücklicherweise nichts passiert. «Nun hoffen wir einfach, dass solche Jahrhundertunwetter eben nur einmal im Jahrhundert passieren», schliesst Crittin. Es müsse nun geklärt werden, ob weitere Schutzmassnahmen nötig seien.