Das Wichtigste in Kürze:
- Am Samstag wird der Auslandschweizer-Rat in Bern tagen. Ein Thema auf der Traktandenliste: Der Zwist mit den Schweizer Banken.
- Die Auslandschweizer fühlen sich diskriminiert, weil die Banken Geschäftsbeziehungen kündigen oder immer höhere Gebühren verrechnen.
- Eine aktuelle SRF-Umfrage bei 13 grösseren Finanzinstituten zeigt: Tatsächlich haben viele Banken seit 2013 die Gebühren weiter erhöht.
- Die Banken begründen dies mit dem Informationsaustausch und damit verbunden dem immer grösseren administrativen Aufwand.
- Eine wichtige Rolle bei der Tagung des Auslandschweizer-Rats wird die Postfinance spielen. Das Gremium wird entscheiden, ob die Organisation eine Diskriminierungsklage gegen die Postfinance einreichen wird.
Am 25. März wird in Bern der Auslandschweizer-Rat tagen, quasi das Parlament der fünften Schweiz. Repräsentanten mit Domizil in verschiedensten Ländern werden wichtige Fragen der Auslandschweizerpolitik beraten. Und da darf ein Thema nicht fehlen: Die Beziehung zwischen Auslandschweizern und Schweizer Banken.
Der Unmut der Schweizerinnen und Schweizer im Ausland wächst und wächst. Denn seit dem Steuerstreit mit den USA und der Einführung des internationalen Informationsaustauschs wird es für sie zunehmend schwieriger, in der Schweiz ein Bankkonto zu führen. Viele Banken nehmen keine Auslandschweizer-Kunden mehr an oder kündigen sogar langjährige Geschäftsbeziehungen. Einige verlangen ein hohes Mindestvermögen oder ungewöhnlich hohe Gebühren. Die Begründung: Der administrative Aufwand sei enorm gestiegen.
Bedingungen haben sich weiter verschlechtert
Das Konsumentenmagazin von SRF 1 «Espresso» berichtete bereits 2013 darüber. Eine Umfrage bei 13 grösseren Finanzinstituten zeigte damals, dass lange nicht mehr alle Banken Auslandschweizer willkommen heissen. Vor allem die hohen Kontoführungsgebühren fielen auf. Marc Weber vom VZ-Vermögenszentrum prophezeite damals: «Die grossen Banken gingen voraus und erhöhten ihre Gebühren. Die kleineren Finanzinstitute werden mit Sicherheit nachziehen.»
«Espresso» vom 07.10.13:
Jetzt – dreieinhalb Jahre später – sollte er Recht behalten: Eine erneute Umfrage bei den gleichen 13 Instituten hat ergeben, dass über die Hälfte davon mittlerweile ihre Gebühren erhöht hat. Und das macht die Auslandschweizer-Organisation besonders wütend: «Wir verstehen, dass die Veränderungen auf dem Finanzplatz mehr Aufwand bedeuten. Die Gebühren dürfen aber nicht als Ausrede benutzt werden, eine Selektion vorzunehmen und nur noch reiche Kunden aufzunehmen», erklärt Ariane Rustichelli, die Direktorin der Auslandschweizer-Organisation. Beschwerden beim Bund blieben erfolglos. Denn dort hiess es, die Banken würden zur Privatwirtschaft gehören und könnten daher selber entscheiden, mit welchen Kunden sie zusammenarbeiten und welche Gebühren sie erheben möchten.
Die Postfinance ist ein halbstaatliches Unternehmen. Da könnte der Staat eingreifen.
Auslandschweizer-Organisation zieht Klage in Betracht
Besonders bei der Postfinance kann die Auslandschweizer-Organisation diese Begründung nicht nachvollziehen. Ariane Rustichelli: «Die Postfinance ist ein halbstaatliches Unternehmen, und da könnte der Staat eingreifen.» Doch auch die Postfinance hat in den letzten Jahren die Gebühren erhöht und sogar allen Auslandschweizern die Kreditkarte gestrichen.
Der Auslandschweizer-Rat wird daher vielleicht schon morgen ein Zeichen setzen: Der Rat wird darüber abstimmen, ob eine Diskriminierungsklage gegen die Postfinance eingereicht werden soll. Dies mit dem Ziel, «dass die Postfinance allen Auslandschweizern ermöglicht, ein Bankkonto zu guten Konditionen führen zu können», sagt Ariane Rustichelli. Diese Massnahme sei nicht in erster Linie gegen die Postfinance gerichtet, sondern solle vor allem den Bund veranlassen, sich mehr für seine Landsleute mit ausländischem Domizil einzusetzen.