2013 lancierte Gesundheitsminister Alain Berset gemeinsam mit den Gesundheitsdirektoren der Kantone eine Nationale Demenzstrategie. Über die Defizite der Versorgung war sich die versammelte Runde schon damals im Klaren: Die Angehörigen sind überfordert und benötigen professionelle Unterstützung.
Die Demenz-Strategie definierte entsprechend hochgesteckte Ziele: Die Lebensqualität Betroffener sollte sich in jeder Hinsicht verbessern, etwa durch...
- «individuelle Beratung für Betroffene und Angehörige»
- «bedarfsgerechte Versorgungsangebote»
- «angemessene Entschädigung der Leistungen für Demenzkranke»
Fachleute und Institutionen aus dem ganzen Feld der Demenzlandschaft erarbeiteten viele Projekte, Berichte, Empfehlungen. Fünf Jahre später, mit dem Abschluss des Grossprojekts in Sicht, fällt die Bilanz ernüchternd aus.
In einer vom Bund selber in Auftrag gegebenen Analyse heisst es zur Strategie: «Der Transfer vom ‹Papier in die Praxis› (…) hat allerdings erst in kleinem Umfang stattgefunden und steht noch aus.»
Geriaterin Irene Bopp von der Memory Clinic des Zürcher Stadtspitals Waid bestätigt den Befund: «Ich persönlich bin sehr enttäuscht. Enttäuscht, weil es immer um die Finanzierung geht. Ich spüre, dass viele Projekte deswegen nicht umgesetzt werden können.»
Auf kantonaler Ebene sollte mehr Bereitschaft da sein, gewisse Strukturen mitzufinanzieren, die nie kostendeckend sind.
Als Fachärztin wünscht sie sich uzm Beispiel mehr Beratungsangebote, mehr spezialisierte Heime, um den besonderen Bedürfnisse Demenzkranker gerecht zu werden. Und «auch auf kantonaler Ebene sollte mehr Bereitschaft da sein, dass gewisse Strukturen mitfinanziert werden, die nie kostendeckend sind.»
Auch am ersten Demenz Meet Basel wartet man auf konkrete Verbesserungen von Bund und Kantonen. Der Tenor unter der versammelten Angehörigen: Es braucht mehr Wissen bei den zuständigen Stellen, bessere Koordination, mehr Krankenkassenleistungen und mehr Pflegeeinrichtungen.
Im «Puls»-Studio wurde GDK-Präsidentin Heidi Hanselmann live mit der Kritik von Ärzte- und Angehörigenseite konfrontiert. Sie verteidigte das bisher Erreichte und verwies auf die typische Problematik des Föderalismus.
Insgesamt sei das Glas aber eher halb voll als halb leer. Und bis Ende 2019 bestehe noch Gelegenheit, an den erkannten Lücken zu arbeiten.