Am Vorabend der Gotthard-Basistunneleröffnung ist Lugano Treffpunkt des europäischen Verkehrswesens gewesen: Einerseits trafen sich die Verkehrsminister der Alpenländer und sprachen über Sicherheit und Verlagerungspolitik. Andererseits fand ein Meeting der Bahnchefs statt. Die beiden Treffen läuten die Eröffnung des Gotthard-Basistunnels ein.
Bei dem Treffen waren die Verkehrsminister der Schweiz, von Österreich, Deutschland, Italien, Frankreich, Slowenien und dem Fürstentum Liechtenstein zugegen.
Die Verlagerung von der Strasse auf die Schiene sei ein zentrales Projekt, um den Verkehr im Alpenraum sicherer zu machen, sagte die gastgebende Bundesrätin Doris Leuthard (CVP).
Italien will Wende im Güterverkehr
Der italienische Verkehrsminister Graziano Delrio gestand ein, dass sein Land im Bereich Güterverkehr Nachholbedarf habe. Er schätzte den Anteil der auf der Schiene transportierten Waren in seinem Land auf derzeit 5 bis 10 Prozent. In den kommenden vier Jahren soll dieser Anteil zumindest verdoppelt werden.
Am Rande des Treffens unterzeichneten Bundesrätin Doris Leuthard und Delrio zudem eine Absichtserklärung zur Schifffahrt auf dem Luganer See und dem Lago Maggiore. Da die Konzession ausläuft, wollen sich beide Länder an einen Tisch setzten, um grenzüberschreitende Angebote zu verbessern.
Neu: Direkt von Frankfurt nach Mailand
Einige Stunden zuvor nutzen auch die europäischen Bahnchefs die Gelegenheit für ein gemeinsames Treffen und stellten dabei eine neue Bahnlinie vor. Ab Dezember 2017 soll es eine neue Zug-Direktverbindung zwischen Frankfurt und Mailand durch die Schweiz geben.
In Richtung Nord-Süd werden die Züge über die Gotthardachse geführt, in Richtung Süd-Nord via Lötschberg. Damit werden Direktverbindungen aus Deutschland nach Luzern und ins Tessin sowie vom Wallis nach Deutschland ermöglicht.
Das grenzüberschreitende Bahnangebot soll insgesamt pünktlicher werden und bessere Anschlüsse bieten, wie die Bahngesellschaften im Anschluss an ein Treffen ihrer Konzernchefs in Lugano bekannt gaben.
Neue Vorteile für Güterverkehr
Die Bahngesellschaften teilten mit, die Konzernchefs hätten erörtert, wie mit einer grenzüberschreitenden Trassenplanung und der Reservierung der internationalen Trassen nach dem Gotthard-Modell die Wirkung des Basistunnels auf dem Güteverkehrskorridor von Rotterdam bis Genua genutzt werden kann.
«Dieser Tunnel wird Europa enger zusammenbringen. Wir müssen den Schweizern dafür danken», sagte der Chef der Deutschen Bahn, Rüdiger Grube, an der Pressekonferenz in Lugano.