Verkehrt, zerknüllt, mehrfach wiederverwendet – spätestens seit der Maskenpflicht im ÖV sieht man sie überall: Fehlgriffe mit der Maske. Sie hängen aus Hosensack und Handtasche, klemmen unter dem Kinn oder umfassen wie ein Accessoire das Handgelenk. Die Praxis zeigt: Im Alltag ist eine regelkonforme Anwendung häufig kaum realisierbar.
Was man mit der Maske pragmatischer angehen kann und welche Regeln unbedingt eingehalten werden sollten, weiss René Rossi. Er ist Mitglied der Covid-Taskforce beim Bundesamt für Gesundheit und entwickelt Schutzmasken an der Empa in St. Gallen.
Hände Waschen oder Desinfizieren
Eine Empfehlung, die etwa nur schwer praktikabel ist und auch kaum umgesetzt wird: Sich vor und nach dem An- und Ausziehen der Maske die Hände zu waschen oder zu desinfizieren.
René Rossi selbst achtet unterwegs darauf, nichts anzufassen. So gelangen keine Viren auf die Hände und später auch nicht ins Gesicht.
Maske unter dem Kinn
Die Maske am Kinn zu tragen, wenn man kurz Umsteigen muss und sie danach gleich wieder benötigt, davon rät René Rossi ab: «Die Aussenseite könnte mit der Innenseite in Kontakt kommen.»
Das Problem dabei: «Es kann ja sein, dass die Aussenseite kontaminiert ist. Und wenn die kontaminierte Fläche mit der Innenseite in Kontakt kommt, wird man direkt infiziert, wenn man sie wieder trägt.»
Im Hosensack zerknüllen
Deshalb ist auch das Zerknüllen nach dem Ausziehen nicht empfehlenswert. René Rossi kennt noch einen weiteren Grund, weshalb er eine Einwegmaske nicht zerknautschen würde: «Wenn man Einwegmasken trägt, dann ist die mechanische Reissfestigkeit des Materials unter Umständen nicht sehr hoch. Durch eine grosse Faltenbildung kann es sein, dass Mikrorisse im Material entstehen. Und dann ist der Schutz nicht mehr gewährleistet.»
Die weitaus bessere Variante, wenn man die Maske zum Essen, Trinken oder Umsteigen kurz abnehmen möchte: An den Ohrschlaufen halten oder an Handgelenk oder Arm tragen. Möglichst unzerknittert und mit möglichst wenig Kontakt zwischen Maskenfläche und Körper.
Masken mehrfach tragen
Und wie ist das mit dem Entsorgen? Wie oft darf ich eine Maske tragen? Und wann muss ich die Einwegmaske wegwerfen? «Bis zu einer Maske pro Tag», rät René Rossi. «Dass man die gleiche Maske am Morgen und am Abend trägt, ich denke, das ist ein pragmatischer Ansatz.»
Wichtig ist allerdings: Zwischen den Einsätzen soll die Maske flach verpackt werden. In einem Papierumschlag oder einer Tasche, wo sie trocknen kann. Bloss nicht in einem Plastiksack. Da bleibt sie feucht. Und das mögen die Viren.
Waschen, bügeln, backen
Auch für Stoffmasken gilt: Nach einem Tag sollte man sie zwar nicht wegwerfen, aber waschen. Und zwar bei 60 Grad mit Vollwaschmittel. Gut möglich, dass diese Empfehlung sich irgendwann ändert. René Rossi und sein Team forscht daran: «Wir werden in ein paar Monaten sagen können, ob 30 Grad mit einem Vollwaschmittel genügt, um die Viren zu deaktivieren. Da weiss man momentan einfach noch zu wenig.» Je nach Hersteller und Material darf man eine Maske zwischen 5 und 50 Mal waschen, bevor man sie wegwirft.
Eine Einwegmaske zu waschen, ist übrigens keine gute Idee: Sie wird in der Waschmaschine zerknittert und mechanisch stark beansprucht, dass sie dabei beschädigt werden könnte. Auch wenn sie danach optisch einwandfrei aussieht, Mikrorisse lassen Viren durch.
Auch von anderen Möglichkeiten, Stoffmasken zu reinigen, raten René Rossi und die Science Task Force ab. Im Backofen und beim Bügeln wird die Maske je nach Material nicht genügend heiss, um die Viren abzutöten. Desinfektionsmittel könnte die Materialstruktur verändern und den Schutz zunichtemachen. Und die Stoffmaske in einer Mikrowelle zu erhitzen, ist keine gute Idee, weil der Metallbügel Funken sprühen lässt.
Schützt eine Stoffmaske?
Apropos Stoffmaske, da bleibt die grundsätzliche Frage: Nützt die Stoffmaske denn überhaupt? Eine offizielle Zertifizierung gibt es nämlich nicht. René Rossi empfiehlt diejenigen von Schweizer Textilherstellern, die sich an die Empfehlungen der Empa halten. Vor selbst genähten Masken rät er aber eher ab.
Grundsätzlich aber ist die Botschaft: Auch wenn beim Handling Fehler passieren – solange alle eine einigermassen gute Maske tragen, wenn es eng wird, sinkt die Gefahr, dass überhaupt Viren in die Luft entwischen.