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Kleinen Kindern droht im ÖV bald keine Busse mehr
Aus Espresso vom 08.07.2020. Bild: Keystone
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Neue Regel im ÖV Keine ÖV-Bussen mehr für unter Sechsjährige

Ab Dezember 2021 fahren unter Sechsjährige immer gratis. Der ÖV- Branchenverband Alliance Swisspass schafft Klarheit.

Letzten Sommer ging eine Welle der Entrüstung durch die Schweiz. Das SRF-Konsumentenmagazin «Espresso hatte über den Fall eines fünfjährigen Mädchens berichtet, welches in Schaffhausen wegen «Schwarzfahrens» gebüsst wurde. Kinder fahren im ÖV nur dann gratis, wenn sie von einer mindestens zwölf Jahre alten Person begleitet werden. Die Fünfjährige war aber in Begleitung von ihrer erst zehnjährigen Schwester. Deshalb wurde sie gebüsst.

Neue Regel ab Dezember 2021

Im Nachgang forderten Politikerinnen und Politiker, dass die Regel überdacht werden müsse. Der Tenor in den Kommentarspalten von SRF: «Absurd», «unfassbar», «eine Frechheit». Nach dem Aufruhr wurde der Fünfjährigen die Busse schliesslich wieder erlassen.

Der Fall hat nun Konsequenzen: Ab Dezember 2021 fahren alle Kinder unter sechs Jahren im ÖV gratis, ungeachtet des Alters ihrer Begleitperson. Das teilte der ÖV-Branchenverband Alliance Swisspass Ende Juni mit. Bereits im Nachgang zum Fall in Schaffhausen hatte Alliance Swisspass angekündigt, man habe vor, die Regel zu überarbeiten.

Bus der Schaffhauser Verkehrsbetriebe
Legende: In einem Linienbus in Schaffhausen wurde 2019 ein fünfjähriges Mädchen mit 100 Franken gebüsst. iStock/Denis Linine/symbolbild

Mehr Klarheit mit neuer Regel

Offiziell wird die Regel jedoch nicht aufgrund der Berichterstattung angepasst. Alliance Swisspass wolle mit der neuen Regel primär Klarheit für die Verkehrsbetriebe schaffen. Diese fühlten sich auf verlorenem Posten, da sie die vorgegebene Regel umgesetzt haben, dafür aber kritisiert wurden.

Schon jetzt Kulanz nach Ermessen

Schon jetzt dürfen Bus- oder Bahnunternehmen bei solch jungen Passagieren Kulanz walten lassen, wie Alliance Swisspass erklärt. Nachfragen von «Espresso» bei verschiedenen Verkehrsbetrieben zeigen, dass es alle anders handhaben. In Chur haben Kontrolleure und Kontrolleurinnen immer Flyer für die Eltern dabei, welche die aktuellen Regeln erklären. Kulant sei man bei Kindern aber meistens sowieso, heisst es auf Anfrage.

Die Postauto AG erfasst die jungen «Schwarzfahrer», prüft aber in jedem einzelnen Fall, ob auch eine Rechnung gestellt wird. Die SBB erklären auf Anfrage lediglich, dass alle Vorgaben sowie allfällige Richtlinien von Alliance Swisspass umgesetzt werden.

Schwarzfahrerregister: Unter 6-Jährige werden weiter registriert

In der Schweiz werden alle Schwarzfahrer für zwei Jahre im nationalen Schwarzfahrerregister erfasst. Der Blick in dieses Register zeigt, dass bei Kindern nicht alle Verkehrsbetriebe Kulanz walten lassen. Seit dem Fall in Schaffhausen vom letzten August wurden sieben Kinder unter Sechs neu registriert. Damit sind im nationalen Schwarzfahrerregister insgesamt schon 23 unter Sechsjährige registriert.

Bis Dezember 2021 können mehr dazukommen. Denn bis dann gilt der aktuelle Tarifvertrag. Danach dürfte das Reisen, sowohl für die ÖV-Branche als auch für die ganz jungen Fahrgäste, einfacher werden.

Espresso, 07.07. 2020, 08.13 Uhr

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