Es hätte eigentlich grösseres Konfliktpotenzial. In Uznach SG wird das ehemalige Pflegezentrum Linthgebiet zwischenzeitlich zu einem kantonalen Asylzentrum mit 100 Plätzen umfunktioniert. Normalerweise führt eine solche Umnutzung zu Kritik. Auch in diesem Fall gab es zu Beginn negative Reaktionen – auch in Form von E-Mails an den zuständigen Regierungsrat Fredy Fässler. Doch der Widerstand hat sich gelegt.
An einer Informationsveranstaltung diese Woche in der Aula des Schulhauses Haslen beantworteten Vertreterinnen und Vertreter von Gemeinde, Kanton, Polizei und dem Zweckverband Pflegezentrum Fragen aus der Bevölkerung. Rund 200 Personen nahmen daran teil.
Und der Informationsanlass verlief unaufgeregt. Statt Widerstand gab es durchaus Interesse aus der Bevölkerung, die mehrere Fragen stellte.
Vorerst keine Flüchtlinge aus der Ukraine
Die drängendsten Fragen: Wer kommt da überhaupt? Was sind die nächsten Schritte? Kann der Mietvertrag, der auf zwei Jahre befristet ist, verlängert werden?
Die Antworten:
- Es dürften vor allem Familien mit Aussicht auf ein Bleiberecht kommen. Flüchtende aus der Ukraine sollen vorerst nicht ins Asylzentrum kommen. Der Kanton nützt es in erster Linie als provisorische Unterkunft für Flüchtlinge mit laufenden Verfahren aus Afghanistan oder der Türkei.
- Die Option auf Verlängerung des Mietvertrags durch den Kanton bestehe, langfristig soll aufgrund der Nähe zum Spital Linth aus dem ehemaligen Pflegeheim wieder ein Gesundheitszentrum entstehen.
- Das Asylzentrum soll Anfang Juli in Betrieb genommen werden. Jetzt soll der Mietvertrag in den nächsten Tagen und Wochen unter Dach und Fach gebracht werden.
«Ich bin erstaunt, dass wir nicht auf grösseren Widerstand gestossen sind. Die Mitteilungen der Gemeinde haben gefruchtet», sagt Gemeindepräsident Diego Forrer. Darin sieht er auch den Grund, warum der Widerstand nicht grösser ausfiel – es liege sicher auch an den Stellungnahmen der Gemeinde.
In der aktuellen Lage der humanitären Krise getraut sich kaum jemand, sich laut zu äussern.
Dass der geringe Widerstand auch mit dem aktuellen Krieg in der Ukraine zusammenhängt, sieht Forrer ebenso: «Das spielt ganz klar mit. In der aktuellen Lage der humanitären Krise getraut sich kaum jemand, sich laut zu äussern.»
Einsprachen möglich, aber nicht erwartet
Ganz alle Hürden für ein neues Asylzentrum sind noch nicht genommen. Für die Nutzung des Kantons ist ein Baubewilligungsverfahren nötig. Dort sind noch Einsprachen möglich. Gemeindepräsident Forrer rechnet nicht wirklich damit: «Mein Bauchgefühl sagt mir, dass es keine Einsprachen gibt.» Dann stünde einer Inbetriebnahme auf Anfang Juli nichts mehr im Weg.