Wer heute ein Medikament verschrieben bekommt, zahlt nur den festgemachten Selbstbehalt. Den Rest übernimmt die Krankenkasse. Damit soll jetzt Schluss sein.
Geht es nach Preisüberwacher Stefen Meierhans, sollen Krankenkassen nur noch jenen fixen Preis bezahlen: «Diejenige Substanz, die wirklich heilt, für die soll ein Preis festgesetzt werden.» Und es solle in Zukunft irrelevant sein, ob es ein Markenartikelproduzent oder ein Generikaproduzent ist, der dieses Medikament fertige.
Entscheidet sich der Patient für ein teureres Originalpräparat statt des günstigeren Generikums, muss er tiefer ins Portemonnaie greifen. Meierhans hofft, dass die Kunden beim Arzt dadurch häufiger das billigere Medikament verlangen werden.
Alleine bei den 20 umsatzstärksten Medikamenten sieht er durch das Festpreissystem Einsparungsmöglichkeiten von fast 400 Millionen Franken.
Dass sein Vorschlag nichts Aussergewöhnliches sei, zeige sich daran, dass die meisten europäischen Länder dieses System des Festpreis bereits kennen würden – und Erfolge erzielt hätten: «Schauen Sie nach Holland. Dort kosten die Generika fünfmal weniger als bei uns. Dort hat man ein Festbetragssystem.» Aber zum Beispiel in Deutschland würden Generika dreimal mehr als in der Schweiz kosten – ebenfalls mit dem Festbetragssystem.
Keine gesundheitliche Folgen
Dass der Preisdruck auch gesundheitliche Folgen für die Patienten haben könnte, glaubt Meierhans nicht. Es sei nicht bekannt, dass im Ausland gewisse Wirkstoffe auf dem Markt nicht mehr verfügbar seien.
Dem widerspricht Thomas Cueni, Direktor des Branchenverbandes Interpharma: «Wenn ich feststelle, dass in Deutschland selbst die grössten Generikafirmen zum Teil gewisse Produkte nicht mehr anbieten, weil der Preisdruck so gross geworden ist.» ...dann sei dieses System der falsche Weg. Der Wirkstoff alleine bestimme nicht, wie wirksam ein Medikament sei. Manchmal sei auch entscheidend, wie es verarbeitet werde – weil jeder Patient anders reagiere.
Unterstützung bekommt Cueni dabei auch von Gesundheitsexperten, die von einem häufigen Wechsel eines Medikaments warnen, weil dies zu Schwierigkeiten im Heilungsprozess führen könne.
Spezielle Regeln
Thomas Cueni gibt überdies zu bedenken, dass die Pharmafirmen in der Schweiz speziellen Regeln unterliegen würden: «Die Generika-Firmen müssen alle Packungen, Dosierungen und Formen anbieten. In Deutschland erhalten sie in der Regel nur noch das Umsatzstärkste. Wir haben auch Forderungen hinsichtlich der Dreisprachigkeit. Und wir haben zum Teil deutlich verschärfte Anforderungen als die EU.»
Verhandlungsspielraum wird es aber wohl auf beiden Seiten geben. Die Pharmafirmen haben nach den jüngsten Preissenkungen bei den patentgeschützten Medikamenten und den Präparaten ohne Patentschutz bewiesen, dass sie immer noch gute Gewinne erzielen können.
Und Meierhans sagt, vielleicht müsse man der Pharma bei den Regeln etwas entgegen kommen: «Da macht es durchaus Sinn, solche Handelshemmnisse auszuräumen – wenn man zugunsten der sozialen Krankenversicherungen sparen will». Das müsse aber letztlich die Politik entscheiden.