Statt per Flugzeug mit der Bahn: Die SBB will das Angebot der Nachtzüge ins Ausland ausbauen – zusammen mit ihrer österreichischen Partnerin ÖBB. Was genau die Nachtzug-Nutzer erwartet, erklärt SBB-Mediensprecherin Ottavia Masserini im Interview mit SRF.
SRF News: Welche Neuerungen erwartet die Reisenden bei den Nachtzügen?
Ottavia Masserini: Bis 2024 wollen wir zusammen mit den ÖBB das Nachtzug-Angebot nach Europa ausbauen. Konkret soll unser Angebot von sechs auf zehn Linien aufgestockt werden. Neu sollen die Destinationen Amsterdam, Barcelona und auch Rom mit Nachtzügen bedient werden.
Sie setzen auf einen Trend?
Ja. Wir haben in den vergangenen Jahren ganz klar bei unseren Kundinnen und Kunden gesehen, dass sich die Diskussionen um Nachhaltigkeit in allen Lebensbereichen intensiviert haben. Im Jahr 2019 haben wir verglichen mit dem Vorjahr eine Angebotsnachfrage um 25 Prozent festgestellt. Wir spüren, dass unsere Kunden auch beim Thema Reisen die Nachhaltigkeit höher gewichten als noch vor ein paar Jahren. Als Service-Public-Unternehmen haben wir den Auftrag, auf solche Trends zu reagieren.
Als Service-Public-Unternehmen haben wir den Auftrag, auf solche Trends zu reagieren.
Vor rund zehn Jahren hat die SBB die Nachtzüge eingestellt, jetzt steigt sie wieder ein. War der Ausstieg ein Fehler?
Das war zum damaligen Zeitpunkt bestimmt kein Fehler! Das Geschäft mit den Nachtzügen war vor zehn Jahren extrem defizitär. Wir konnten uns die Defizite schlicht nicht mehr leisten. Unser Angebot konnte mit den Billig-Flügen in die Städte Europas einfach nicht mehr mithalten. Die Situation heute ist eine komplett andere. Neben dem gestiegenen Bedürfnis bei unserer Kundschaft ist heute auch die Bereitschaft der Politik vorhanden dem Nachtzugangebot finanziell unter die Armen zu greifen.
Sie knüpfen den geplanten Ausbau an die Bedingung, dass der Bund den Betrieb mit Geldern aus dem neuen Klimafonds subventioniert. Gibt es keine Alternativen?
30 Millionen ist der Fehlbetrag, welchen wir bei einem Ausbau des Nachtzug-Netzes auf zehn Linien pro Jahr einfahren werden. Der Verlust muss gedeckt sein, die SBB kann den Fehlbetrag nicht selber tragen.
Nachtzüge sind nicht sehr effizient.
Aus welchen Gründen ist der Betrieb von Nachtzügen kostenintensiver als beispielsweise der Betrieb eines Intercitys?
Ein Nachtzug ist nur in der Nacht im Einsatz, am Tag stehen die Wagons herum. Die Fahrt erfolgt meist in geringerem Tempo und über weitere Strecken. Nachtzüge sind somit nicht sehr effizient. Zudem handelt es sich um sehr kleine Flotten, welche mit vielen Extras unterhalten und instand gehalten werden müssen.
Das Gespräch führte Matthias Thomi.