E-Zigaretten kommen nicht aus den Schlagzeilen: In den USA sind bereits über 900 Fälle von schweren Lungenschäden und acht Todesfälle bekannt, die mutmasslich mit dem Dampfen im Zusammenhang stehen.
Einen Verdachtsfall gibt es auch in der Schweiz. Offiziell bestätigt, wie in den USA ist er aber nicht.
Der Fall ereignete sich im Januar 2019: Eine 44-jährige asthmatische Patientin wurde mit schweren Atemproblemen notfallmässig ins Kantonsspital Winterthur eingewiesen. Der behandelnde Lungenarzt Macé Schuurmans: «Sie hatte bei kleinster Belastung schwere Atemnot, Auswurf und eine sehr, sehr schlechte Lungenfunktion. Es war dringend.»
Es zeigte sich, die Patientin rauchte E-Zigarette. Ein Fall wie in den USA also? «Unsere Patientin erfüllt die meisten Kriterien», sagt Macé Schuurmans.
Die Patientin hatte Glück. «Wir haben ein relativ frühes Stadium erwischt und konnten den Auslöser frühzeitig stoppen», sagt Macé Schuurmans. «So ist es nicht zu einer dramatischen Weiterentwicklung gekommen.» Diese blieb ihr im Gegensatz zu vielen Betroffenen in Amerika erspart.
Ursache unbekannt
Bislang ist unklar, welche Inhaltsstoffe die E-Zigarette für manche so gefährlich machen könnte. Die Schweizer Patientin rauchte ein nikotinfreies Produkt mit Aromastoffen aus dem regulären Schweizer Handel. Gerade gewisse Aromastoffe stehen unter Verdacht, Ursache für Lungenschäden zu sein. Einige US-Bundesstaaten haben sie mittlerweile verboten, allerdings eher um E-Zigaretten nicht für Jugendliche attraktiv zu machen.
Bei den schlimmen Fällen in den USA stehen eher privat hergestellte cannabishaltige Öle im Fokus der Untersuchungen – auch wenn andere Ursachen noch nicht ausgeschlossen sind.
Schwierige Kontrolle der Inhaltsstoffe
«Das grosse Problem ist die Vielfalt der Substanzen und Flüssigkeiten, die man auf dem Markt findet», sagt der Arbeits- und Umwelthygieniker David Vernaz. «Studien dazu müssen sehr systematisch gemacht werden, das braucht Zeit und Geld, und eine Behörde müsste sie in Auftrag geben.»
Judith Deflorin, von der dafür zuständigen Behörde vom Bundesamt für Lebesmittelsicherheit und Veterinärwesen winkt ab: «Studien kann man dann in Auftrag geben, wenn man einen Verdacht auf einen bestimmten Stoff hat. Wenn man etwas konkretere Hinweise hat. Nicht auf die ganze Palette.»
Und fügt hinzu: «Für den Bund gibt es Handlungsbedarf, wenn klar ist, welche Stoffe für solche Erkrankungen zuständig sind.» Daher stehen weiterhin lediglich die Produzenten in der Pflicht, keine gesundheitsgefährdenden Produkte zu verkaufen.
Ein offizielles Register fehlt
Eine weitere Schwierigkeit: In der Schweiz gibt es kein Register, in welchem Verdachtsfälle registriert werden. Ein solches fordern jetzt Schweizer Lungenärzte. Doch das Bundesamt für Gesundheit sieht die Pflicht bei den Kantonen. Es teilt auf Anfrage der Sendung «Puls» schriftlich mit: «Das Bundesamt für Gesundheit verfolgt die Entwicklung in Zusammenhang mit Lungenschäden von E-Zigaretten. Es steht in ständigem Kontakt mit den Kantonsärzten.»
Nun will der Verband der Lungenärzte Lungenprobleme im Zusammenhang mit E-Zigaretten auf eigene Faust sammeln, sagt Präsident Laurent Nicod: «Wir werden alle Kollegen auf den Notfallstationen und alle Lungenärzte bitten, allfällige Fälle dem Vergiftungszentrum Toxinfo zu melden.»