«Enttäuschend.» Mit diesem Wort fasst Studienautor François Grin, Professor an der Universität Genf, die Resultate der Jugendbefragung zusammen: «Aufgrund der Daten, die wir erhoben haben, würde ich sagen, dass das Niveau enttäuschend ist. Vor allem im Vergleich zu den Ressourcen, die dafür investiert werden.»
Bei der Befragung mussten die 41'000 Männer und 1000 Frauen ihr Sprachniveau selber einschätzen. Nur 44 Prozent der Deutschschweizer gaben an, auf Französisch ein einfaches Gespräch führen zu können. Den gleichen Wert erreichten die Westschweizer in Deutsch.
Englisch tief im Alltag verankert
Ganze drei Viertel der Befragten hingegen sind in der Lage, ein einfaches Gespräch auf Englisch zu führen. Zu denken gibt François Grin auch, dass eine Mehrheit der Befragten den Französischunterricht als «langweilig» bezeichnet. Aber an den Lehrkräften liege es nicht, glaubt Grin. Vielmehr sei Englisch einfach so beliebt, dass die anderen Landessprachen dagegen alt aussähen.
Und die Tendenz gehe noch weiter in diese Richtung: «Die Präsenz der englischen Sprache im Alltagsleben hat so sehr zugenommen, dass es vielleicht eine zusätzliche Anstrengung braucht, um das Interesse für die Landessprachen zu wecken.»
Um das zu machen, solle die Nützlichkeit dieser Sprachen stärker betont werden, findet der Wirtschaftswissenschaftler. Laut Grin haben sehr viele Schweizer Firmen intensive Geschäftsbeziehungen in die anderen Sprachregionen. Vielen Jungen sei das zu wenig bewusst.
Gefährliches Desinteresse
Um das Interesse an den anderen Landessprachen zu fördern, plädiert Studienautor Grin für zweisprachigen Unterricht an den Schulen: Zum Beispiel Geschichte oder Biologie sollten auf der Oberstufe also auch auf Französisch unterrichtet werden. Wenn Englisch eine zweite Landessprache immer stärker verdränge, dann sei das gar nicht gut.
«Man darf nicht vergessen, dass die Schweiz an sich ein politisches Projekt ist. Und dieses Projekt beruht darauf, dass man die anderen besser kennenlernen und etwas gemeinsam aufbauen will.» Das habe man seit etwa zwanzig, dreissig Jahren etwas vernachlässigt. «Und das finde ich für die Zukunft des Landes gefährlich», schliesst Grin.