Donnerstag, der 7. Februar 2002 – für Luca Mongelli der schlimmste Tag seines Lebens. An jenem Tag wurde der Siebenjährige schwer verletzt, laut offiziellen Untersuchungen vom eigenen Hund.
Die Verletzungen können unmöglich von einem Hund stammen, sagen jetzt italienische Experten, die im Auftrag der Familie arbeiteten. Ein Hund könne ein Kind nicht derart malträtieren. Viel wahrscheinlicher sei: Ein Mensch habe das Kind so zugerichtet. Und die vielen Kratzspuren am Körper? Stammen vermutlich vom Versuch des Hundes, den bewusstlosen Luca aus dem Schnee zu graben. Mit diesem Befund geraten die Walliser Behörden nun unter Druck.
Halb erfroren im Schnee
Was ist damals vor elf Jahren passiert? Luca und sein vierjähriger Bruder gehen spazieren, sie kehren nicht zurück. Die Mutter findet Luca, bewusstlos, halbnackt und halb erfroren, zwischen kahlen Haselsträuchern. Der Siebenjährige ist am ganzen Körper malträtiert – blaue Flecken, Kratzer, blutende Wunden. Seine Kleider liegen im Schnee. Ein Zeuge hat den Überfall gesehen, der kleine Bruder, versteckt hinter einem Baum.
Luca überlebt nur knapp, nach drei Monaten im Koma. Herz und Atmung setzten zeitweise aus. Der Sauerstoffmangel verursacht Schäden im Hirn. Der Junge erblindet, Arme und Beine sind gelähmt.
Die Walliser Behörden untersuchen den Fall. Der Hund der Familie Mongelli sei schuld, sagen die Ermittler, er habe das Kind attackiert. Auch der kleine Bruder spricht von einem Hund. Der Hund wird eingeschläfert, der Fall 2004 zu den Akten gelegt. Die Familie will einen Schlussstrich ziehen, sie zieht nach Süditalien.
Herz und Atmung setzten aus
Im Laufe der Zeit macht Luca konkrete Aussagen. Er nennt Namen, die Namen von drei Jugendlichen – es sind die Söhne zweier angesehener Familien aus Sitten. Sie hätten ihn damals mit Holzstücken geschlagen.
Und es gibt eine Zeichnung, Lucas Bruder hat sie gemalt. Auf dem Bild von 2005 sieht man drei Menschen, sie schlagen auf einen vierten ein. Man sieht auch einen Hund, er beisst einen Angreifer. Und der kleine Bruder ist ebenfalls zu sehen, hinter einem Baum. Die Zeichnung trägt den Titel: «Ich hatte Angst, als mein grosser Bruder verprügelt wurde.»
Beschuldigte haben Alibi
Die Beschuldigten haben Alibis. Trotzdem wollen Lucas Eltern den Fall wieder aufrollen lassen. Sie haben die Zeichnung der Staatsanwaltschaft vorgelegt. Im Wallis unterzeichneten derweil 10‘000 Menschen eine Petition. Auch sie fordern: Die Causa muss neu beurteilt werden.