Die Kraftwerke Oberhasli KWO wollen als erster Kraftwerksbetreiber der Schweiz vom Klimawandel profitieren. Sie planen beim schmelzenden Trift-Gletscher im Berner Oberländer Haslital einen neuen Speichersee.
Mit gewaltigen Dimensionen, wie «10vor10»-Recherchen zeigen: «Die Staumauer wird wohl rund 120 Meter hoch sein», bestätigt KWO-Chef Gianni Biasiutti gegenüber «10vor10».
Die Mauer werde aber nicht sehr breit und gut in die Landschaft eingepasst sein. «Das Gelände ist geradezu ideal für einen Speichersee», so Biasiutti weiter. Der neue See würde 85 Millionen Kubikmeter Wasser fassen. Damit würde er fast gleich viel Wasser fassen wie der Sihlsee.
Umweltverbände reagieren skeptisch
«Es handelt sich landschaftlich um ein sehr grosses Opfer», sagt Daniel Heusser vom WWF Schweiz. Die Hochgebirgslandschaft ist schweizweit bekannt, weil heute eine 170 Meter lange Hängebrücke über die Schlucht führt und viele Berggänger anzieht.
Für die Umweltverbände kommt das Projekt nur in Frage, wenn andere umstrittene Kraftwerksprojekte im Berner Oberland eingestellt würden. «Wir fordern eine Gesamtschau», so Heusser. Umweltverbände und KWO liegen sich wegen der geplanten Erhöhung der bestehenden Grimsel-Staumauer seit Jahren in den Haaren.
Die Berner Regierung macht Druck
«Wir unterstützten das Projekt voll und ganz», sagt die Berner Baudirektorin Barbara Egger-Jenzer (SP). Sie betont auch den Nutzen für den Hochwasserschutz. Heute drohen wegen des schmelzenden Gletschers Flutwellen.
«Das Projekt ist eine Win-Win-Situation», so Egger. Der neue Speichersee könne helfen, Flutwellen zu verhindern und sei ein wichtiger Beitrag zur Energiewende. Das Wasser aus dem neuen Speichersee könnte via Stollen in bereits bestehende Anlagen der KWO turbiniert werden.