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Hat der Lotse die Himmelsrichtungen verwechselt?
Aus Tagesschau vom 06.09.2016.
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Schweiz Skyguide: «Das tut uns unendlich leid»

Die Flugsicherung Skyguide hat dem verunglückten F/A-18-Kampfjet eine Flughöhe vorgegeben, die für den Startsektor zu tief war. Das sagt die Militärjustiz. Ob dies zum Absturz geführt hat, sei aber nicht restlos geklärt. Skyguide bedauert das Unglück und hat eine interne Untersuchung angeordnet.

  • Flugsicherung Skyguide in Meiringen ordnete eine Flughöhe an, die deutlich zu tief war.
  • Welchen Einfluss diese Anordnung auf den Absturz hatte, wird weiter untersucht.
  • Der Datenschreiber der Maschine fehlt nach wie vor – er wurde «wahrscheinlich zerstört».
  • Skyguide bedauert das Unglück «unendlich», unterstützt die Untersuchungen der Militärjustiz und hat zudem eine eigene Untersuchung eingeleitet.
  • Der betroffene Flugverkehrsleiter hatte seine Lizenz seit gut 10 Jahren, so Skyguide. Es gilt die Unschuldsvermutung.
  • Der abschliessende Bericht ist wohl nicht vor Ende Jahr zu erwarten.

Gut eine Woche nach dem Absturz eines F/A-18-Kampfjets im Sustengebiet hat die Militärjustiz an einer Medienkonferenz über ihre Erkenntnisse informiert. Die Untersuchung sei allerdings noch nicht abgeschlossen, stellten die Verantwortlichen gleich zu Beginn klar.

Fest steht für die Militärjustiz, dass der Skyguide-Flugverkehrsleiter die Unglücksmaschine nach dem Start auf einer Höhe von 3050 Meter über Meer fliegen liess. Die Mindestflughöhe für diesen Startsektor liegt jedoch bei 4360 Meter über Meer. Damit bestätigen sich entsprechende Recherchen von «10vor10». Der Jet zerschellte schliesslich auf 3300 Metern über Meer an einer Krete.

Wäre das Flugzeug von Meiringen aus in die entgegengesetzte Richtung gestartet, wäre die angeordnete Flughöhe korrekt gewesen, wie Untersuchungsrichter Gionata Carmine auf eine entsprechende Frage sagte. Möglich ist also, dass der Flugverkehrsleiter die Himmelsrichtungen verwechselt hat. Dazu äusserte sich Carmine nicht. Das wäre spekulativ, sagte er.

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«Mit dem Unfall könnten alte Gräben wieder aufgerissen werden»
Aus Tagesschau vom 06.09.2016.
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Versuchte der Pilot ein Ausweichmanöver?

Weshalb der Flugverkehrsleiter diese Flughöhe angeordnet habe und welchen Einfluss dies auf den weiteren Verlauf des Fluges hatte, sei Gegenstand der Untersuchung. Auch die Reaktion des Piloten auf die Anordnung wird noch untersucht. «Ob der Pilot realisierte, dass er auf Kollisionskurs war, wissen wir nicht», sagte Untersuchungsrichter Carmine. Ebenso sei noch unklar, ob der 27-Jährige ein Ausweichmanöver probiert habe.

Es sei noch zu früh, sich auf eine bestimmte Variante des Unfallhergangs und der Unfallursache festzulegen. Für den Flugverkehrsleiter gelte die Unschuldsvermutung.

Black Box «vermutlich zerstört»

Der Datenschreiber, die sogenannte Black Box, fehlt nach wie vor. Allerdings präzisierte Untersuchungsrichter Andreas Lukas Hagi: «Wir müssen davon ausgehen, dass uns keine auswertbaren Daten des Flugdatenschreibers zur Verfügung stehen werden, da dieser wahrscheinlich durch den heftigen Aufprall zerstört wurde. Stand heute, habe wir weder Daten des Flugdatenschreibers erhalten – noch konnten Überreste davon geborgen werden.» Die Militärjustiz rechnet deshalb nicht damit, dass vor Ende Jahr endgültige Erkenntnisse vorliegen.

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Kurzzusammenfassung der Medienkonferenz
aus SRF 4 News aktuell vom 06.09.2016.
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Die einsitzige F/A-18 der Schweizer Luftwaffe war am 29. August im Sustengebiet verunglückt. Das Flugzeug war um 16.01 Uhr in Meiringen (BE) als zweite von zwei Maschinen zu einem Trainingsflug gestartet. Um 16.05 Uhr verlor die Einsatzzentrale den Kontakt zum Piloten. Der Kampfjet stürzte in der Umgebung des rund 3440 Meter hohen Gipfels Hinter Tierberg ab. Der 27-jährige Berufsmilitärpilot kam beim Unglück ums Leben.

Skyguide: «Es scheint, dass das Handeln zum Unglück beigetragen hat»

Skyguide hat ihrerseits nach der Medienkonferenz der Militärjustiz eine Pressekonferenz abgehalten. Sprecher Roger Gaberell betonte dabei, die Flugsicherung nehme die Verantwortung wahr und werde die Untersuchungsbehörden unterstützen. Ebenso habe man eine interne Untersuchung eingeleitet. Diese beruhe auf den Daten, die bisher vorlägen, und auf Grundlage der Fakten, die bisher für die Skyguide noch unter Verschluss seien.

«Es scheint, dass das Handeln der Flugsicherung zum Unglück in der Sustenregion beigetragen hat – das tut uns unendlich leid», schloss Gaberell.

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Skyguide: «Wir nehmen unsere Verantwortung wahr»
Aus Tagesschau vom 06.09.2016.
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Erfahrener Fluglotse

Zur Person des betroffenen Flugverkehrsleiters wollte Skyguide keine Angaben machen. Sprecher Gaberell teilte jedoch mit: «Es war ein erfahrener Lotse, der seine Lizenz seit rund 10 Jahren hatte.»

Stabsoffizier und F/A-18-Pilot Pierre de Goumoëns präzisierte an der Konferenz, der Flugverkehrsleiter erkläre dem Piloten jeweils die Höhe, die er einzunehmen habe. In der Startphase geschehe das in Meiringen, danach übernehme die Skyguide-Zentrale in Dübendorf.

«Wir vertrauen unseren Fluglotsen», betonte de Goumoëns. Dass eine Höhe unter der Minimalhöhe angeordnet werde, mache den Piloten nicht zwingend skeptisch. Die Minimalhöhe beziehe sich auf den höchsten Punkt in einem bestimmten Sektor. Es könne Gründe geben, sie zu unterschreiten. Der Pilot könne das nicht beurteilen, im fehle die Übersicht.

Gesichert ist, dass der Flugverkehrsleiter in Meiringen unmittelbar nach Anordnung der Flughöhe das Flugzeug an die Flugsicherung in Dübendorf übergab. Nach Militärjustiz fand vor dem Absturz ein Kontakt statt zwischen Dübendorf und dem Piloten. Zum Inhalt der Konversation wurden aber keine Angaben gemacht.

Einschätzung von SRF-Inlandredaktor Rafael von Matt

«Mit der Medienkonferenz wurde eine gewisse Erwartungshaltung geweckt. Am Ende ist jetzt allerdings nicht sehr viel bekannt. Das Wichtigste ist, dass die Militärjustiz noch nicht weiss, warum es zum Absturz kam. Das war allerdings auch nicht zu erwarten; solche Ermittlungen sind sehr schwierig, es ist auch erst eine Woche seit dem Absturz vergangen. Die detektivische Detailarbeit steht erst am Anfang, das alles dürfte mehrere Monate dauern. Sollte der Flugdatenschreiber beim Absturz tatsächlich zerstört worden sein, würde damit die wichtigste Quelle zur Ursachenforschung fehlen. Dass der Flugleiter in Meiringen eine zu tiefe Flughöhe durchgab, war sicher ein fataler Fehler – auch wenn noch unklar ist, was konkret schief gelaufen ist. Der Pilot vertraute offenbar auf die Angaben und versuchte nicht, seine Flughöhe anzupassen. Sollte sich im Rahmen der Untersuchung der Militärjustiz herausstellen, dass eine oder möglicherweise mehrere Personen strafrechtlich verantwortlich sind, wird Anklage erhoben werden. Am Schluss könnte aber auch ein Bericht stehen, ohne dass jemand angeklagt wird.»

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