Die SRG-Nachwahlbefragung zeigt ein klares Bild: AHV und Krankenkassen bereiten der Bevölkerung die grössten Sorgen.
Im krassen Gegensatz dazu steht das tatsächliche Handeln von Herr und Frau Schweizer: Nur gerade zehn Prozent nutzen die alljährliche Möglichkeit, ihr Versicherungsmodell zu optimieren oder zu einer günstigeren Kasse zu wechseln.
Sechs von zehn Personen befassen sich gar überhaupt nicht mit dem Thema.
Weshalb? Auf der Suche nach möglichst repräsentativen Antworten begab sich das SRF-Gesundheitsmagazin «Puls» in ein möglichst typisch schweizerisches Umfeld: in einen Verein.
13'000 bis 21'000 Franken Sparpotenzial
27 Mitglieder des Zürcher Chors «Contrapunto» erklärten sich bereit, ihr gemeinsames Sparpotenzial beim Wechsel zur günstigsten Versicherung ausleuchten zu lassen.
Mit dem Thema beschäftigen sich die meisten Mitglieder nicht aktiv. Tenor: Weil man zufrieden ist, wie es ist.
Nach der Eingabe der nötigen Informationen in den Prämienrechner des BAG zeigt sich: Gemeinsam könnten die Chormitglieder jährlich 12'995.20 Franken einsparen. Mit einem Umstieg auf Hausarzt- und HMO-Modelle wären es gar 20'094 Franken.
Damit liesse sich das nächste «Contrapunto»-Konzert locker finanzieren.
Keine Leistungseinbusse beim Wechsel
Helga Portmann, Leiterin der Abteilung Versicherungsaufsicht beim Bundesamt für Gesundheit sieht keine Gründe, die gegen einen Kassenwechsel sprechen: «Jede Kasse übernimmt in der Grundversicherung dieselben Leistungen und muss auch alle Wechselwilligen annehmen – unabhängig davon, ob man gesund oder krank ist.»
Was vielen nicht bewusst ist: Wer die Grundversicherung wechselt, kann seine Zusatzversicherungen bei der alten Kasse belassen. Dann wird einzig das Einreichen von Belegen bei zwei verschiedenen Kassen etwas aufwändiger.
Eigenes Sparpotenzial berechnen
Aus finanzieller Sicht spricht also alles für das Wahrnehmen eines günstigeren Angebots.
Hohe emotionale Hürde
An der Universität Basel untersucht Psychologe Rui Mata die Gründe, warum sich viele Menschen trotz Sparpotenzial überhaupt nicht mit ihren Krankenkassenprämien befassen. Der Hauptgrund: Zufriedenheit mit dem Status Quo. «Da hat man kein Bedürfnis, sich mit Fragen zu beschäftigen und im unübersichtlichen Tarifdschungel Informationen zu suchen.»
Ein Krankenkassenwechsel werde zwar stets als rationale, finanzielle Angelegenheit verkauft, aber für das Individuum ist es letztlich eher eine emotionale Sache. «Da entscheidet man nicht nur mit dem Kopf, sondern auch aus dem Bauch heraus.»