Manche Menschen warten für ihre Corona-Immunisierung auf Impfstoffe, die auf anderen Technologien wie die bisher verfügbaren Vakzine beruhen. Ein solcher steht mit Nuvaxovid von der Pharmafirma Novavax nun in Europa kurz vor der Zulassung. Eine Kommission der EU-Arzneimittelbehörde EMA will am Montag den Antrag des Herstellers Novavax behandeln. Der Impfstoff könnte auch bald in der Schweiz zugelassen werden. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu Novavax:
Setzt auch die Schweiz auf den Novavax-Impfstoff? Ja. Neben den Impfstoffen von Pfizer/Biontech, Moderna und Johnson & Johnson hat die Schweiz im Februar sechs Millionen Dosen von Nuvaxovid vorbestellt. Dieser Impfstoff ist in der Schweiz momentan noch nicht zugelassen und es wurde auch noch kein Zulassungsantrag gestellt.
Wie funktioniert der Novavax-Impfstoff? Nuvaxovid besteht aus virusähnlichen Partikeln, die das Spike-Protein des Coronavirus enthalten. Die Proteine werden vom Körper als fremd erkannt und das Immunsystem wird hochgefahren – spezifische Antikörper und T-Zellen werden gebildet. Damit ist man vor einer echten Infektion besser gewappnet. mRNA-Präparate zum Beispiel funktionieren anders. Hier werden Körperzellen mit Hilfe von Erbgutschnipseln angeregt, selbst das Spike-Protein herzustellen, um eine Immunantwort auszulösen.
Wie gut wirkt der neue Impfstoff von Novavax? In einer Zulassungsstudie von Novavax lag die Wirksamkeit in Bezug auf Erkrankungen bei 90 Prozent. Das bedeutet, unter den Probanden der geimpften Gruppe traten 90 Prozent weniger Erkrankungen auf als unter den Probanden einer Kontrollgruppe. Es wurden zwei Dosen im Abstand von drei Wochen verabreicht. Allerdings beziehen sich die Ergebnisse hauptsächlich auf die Alpha-Variante, die in vielen Ländern so gut wie vollständig von Delta verdrängt wurde. Bald dürfte Experten zufolge die neue Variante Omikron das Infektionsgeschehen stark beeinflussen. «Auch dieser Impfstoff wird an Omikron angepasst werden müssen», schreibt Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, kürzlich mit Blick auf das Novavax-Mittel auf Twitter.
Wieso warten manche Menschen auf bestimmte Impfstoffe? Einige scheinen ein grösseres Vertrauen in Vakzine zu haben, die nach klassischen Verfahren hergestellt werden. So gibt es bei manchen ein Misstrauen gegenüber der mRNA-Technologie, auf der die Impfstoffe von Moderna und Biontech/Pfizer beruhen. Es gibt die Befürchtung, dass diese bisher unbekannte Langzeitschäden verursachen könnten. Experten halten es aber für nahezu ausgeschlossen, dass bei den zugelassenen Impfstoffen noch unbekannte Langzeitfolgen auftreten.
Wenn es um Alternativen zu den zugelassenen Impfstoffen geht, fällt oft der Begriff Totimpfstoff. Was steckt dahinter? Totimpfstoffe enthalten abgetötete, also nicht mehr vermehrungsfähige Krankheitserreger. Sie können auch nur Bestandteile oder einzelne Moleküle dieser Erreger enthalten. Beispiele sind Impfstoffe gegen Hepatitis A und Influenza. Der Körper kann dabei den Totimpfstoff nicht vom Erreger unterscheiden und fährt eine gezielte Immunabwehr hoch, die vor einer echten Infektion schützt. Für manche Menschen, die bislang eine Impfung ablehnen, klingt dieser Ansatz «natürlicher» als beispielsweise der von mRNA-Impfstoffen.
Ist die Klasse der Totimpfstoffe denn klar abgegrenzt? Nein. Der Begriff wird nicht einheitlich verwendet. Wenn die Definition lautet, dass das echte Virus oder zumindest Teile davon im Impfstoff enthalten sein müssen, wäre zum Beispiel Novavax im engeren Sinne gar kein Totimpfstoff. Denn der entscheidende Bestandteil, der die Immunantwort auslösen soll, wurde nicht einem echten Virus entnommen, sondern ist ein gentechnisch hergestelltes Virus-Protein. Andererseits könnte man auch sagen, alle Impfstoffe ohne lebende – also vermehrungsfähige – Erreger sind Totimpfstoffe.
Gibt es denn auch Lebendimpfstoffe? Ja, zum Beispiel gegen Mumps, Masern und Röteln. Sie enthalten echte Erreger, die sich zwar noch vermehren können, deren krankmachenden Eigenschaften aber abgezüchtet wurden