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Waadtländische Ständeratssitze «SP im gleichen Dilemma wie in anderen Kantonen»

Im Kanton Waadt bestimmt die SP am Samstag, wer für sie im Herbst für den Ständerat kandidieren wird. Der SP-Fraktionspräsident im Nationalrat, Roger Nordmann, und Nationalrätin Ada Marra haben Interesse angemeldet. Westschweiz-Korrespondent Andreas Stüdli erklärt die Ausgangslage.

Andreas Stüdli

Bundeshausredaktor

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Andreas Stüdli gehört seit August 2024 der Bundeshaus-Redaktion von Radio SRF an. Zuvor hatte er für Radio SRF von Juni 2018 bis Juli 2024 aus der Westschweiz und über das Bundesgericht berichtet. Zuvor war Andreas Stüdli für die Nachrichtenagentur SDA tätig gewesen, zuerst in Aarau für die Region Aargau Solothurn, dann in Lausanne für die Westschweiz. Seine Laufbahn begann er bei Radio 32 in Solothurn.

SRF News: SP-Franktionschef Roger Nordmann ist bekannter als Ada Marra. Müsste die SP nicht ihn nominieren?

Andreas Stüdli: In der Deutschschweiz kennt man Roger Nordmann auf jeden Fall besser. Das ist aber nur der Blick von aussen. In der Waadt sind beide sehr bekannt und auch sehr präsent. Nordmann tritt oft in den Medien auf. Das liegt in der Natur der Sache als Präsident der SP-Fraktion im Bundeshaus. Aber auch Ada Marra hat sich einen Namen gemacht, vor allem bei Migrationsthemen. Sie ist ein Kind italienischer Einwanderer und wurde 1996 eingebürgert. Acht Jahre später zog sie in den Waadtländer Grossen Rat ein und später in den Nationalrat. Sie ist seit kurzem Vizepräsidentin der SP Schweiz und gilt durchaus als ebenbürtige Kandidatin.

Im Ständerat sind die Frauen stark in der Minderheit.

Was spricht gegen Nordmann?

Hauptsächlich spricht gegen ihn, dass er keine Frau ist. Die SP hat sich die Förderung von Frauen in der Politik auf die Fahne geschrieben. Sie hat 2019 zum Jahr der Frau erklärt. Nun ist sie in der Waadt im gleichen Dilemma wie in anderen Kantonen. Im Aargau wurde Cédric Wermuth als Kandidat für die Nachfolge von Ständerätin Pascale Bruderer nominiert. Das war umstritten. Den gleichen Konflikt gab es auch in Basel für die abtretende Ständerätin Anita Fetz. Da allerdings verzichtete Beat Jans auf eine Ständeratskandidatur und gab Eva Herzog den Vorzug. Im Ständerat sind die Frauen stark in der Minderheit und das wird eines der Argumente sein, zumal es um die Nachfolge von Géraldine Savary geht. Das zweite Argument ist die politische Ausrichtung von Nordmann. Marra hat doch ein etwas linkeres Profil als er, und das könnte bei den Delegierten der SP verfangen.

Das Geschlecht und die politische Ausrichtung sprechen für Marra. Gibt es noch andere Gründe, die für ihre Nomination sprechen?

Sehr wichtig ist die Stimme von Pierre-Yves Maillard, dem wohl wichtigsten Politiker der Waadtländer SP. Er verlässt die Waadtländer Regierung in einer Woche und wird Präsident des schweizerischen Gewerkschaftsbundes. Viele sahen in ihm ebenfalls einen Ständeratskandidaten. Doch er sagte, es brauche eine Kandidatin und trat nicht an. Vor einer Woche sprach er sich in der Westschweizer Sonntagszeitung «Le Matin Dimanche» klar für Marra aus, eben wegen des Frauenarguments.

Die SP hat bei dieser Konstellation sehr gute Chancen, ihren Sitz zu verteidigen.

Macht der SP im Kanton Waadt jemand den Sitz streitig?

Nicht wirklich. Seit den Wahlen 2015 ist die Waadtländer Stimme im Ständerat geteilt. Neben Savary hat für die FDP Olivier Français einen Sitz auf Kosten der Grünen geholt. Das war vor vier Jahren wirklich eine Überraschung und Français tritt wieder an. Die SP hat bei dieser Konstellation sehr gute Chancen, ihren Sitz zu verteidigen. Die Grünen haben die Kandidatur von Adèle Thorens angekündigt. Sie wollen ihren Sitz zurückholen. Bei den aktuellen Klimademonstrationen gab es auch in der Waadt einen grossen Auflauf, in Lausanne marschierten jeweils Tausende Personen mit. Ob das ausreicht, damit die Grünen der SP den Sitz streitig machen können, ist offen.

Das Gespräch führte Eliane Leiser.

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