Die Bevölkerung im Kanton Bern ist zwar in den letzten Jahren gewachsen, jedoch nicht so stark wie in anderen Kantonen. Das hat – wie alle vier Jahre – Einfluss auf die Sitzverteilung im Nationalrat: Bern verliert wieder einen Sitz, wie bereits 2011 und 2015. Am 20. Oktober sind damit noch 24 Nationalratssitze für den Kanton Bern zu vergeben.
Sie müssen zittern
Es stellt sich deshalb die Frage: Auf Kosten welcher Partei geht der Sitzverlust? Zittern muss zum Beispiel die SVP. Diese steigerte vor vier Jahren ihren Wähleranteil zwar noch von rund 29 auf gut 33 Prozent. Damit war die Volkspartei wieder fast so stark wie vor der Abspaltung der BDP. Sie hatte ihr Potenzial voll ausgeschöpft.
Im Vorfeld der kommenden Wahlen zeigen sich gleich drei Trends, die gegen einen Ausbau des Wähleranteils der SVP sprechen. Bei den kantonalen Wahlen, die als Gradmesser dienen, verlor die SVP 2018 an Boden. Hinzu kommt, dass die Partei Umweltthemen und Frauenförderung in den letzten Jahren tendenziell stiefmütterlich behandelte. Und den neunten Sitz erzielte die Partei vor vier Jahren nur knapp.
Gefährdet ist aber auch die SP. Sie legte zwar bei den kantonalen Wahlen zu, hatte aber in der letzten Legislatur zwei «Nachrutschende», nämlich Flavia Wasserfallen und Adrian Wüthrich. Die beiden sind bisher nicht gross aufgefallen. Da die SP 2015 ebenfalls einen Wackelsitz erhielt, könnte auch sie einen ihrer sechs Sitze abgeben müssen.
Wird Grunder der BDP als Zugpferd fehlen?
Spannend wird auch sein, was für ein Resultat die BDP bei den Nationalratswahlen erzielt. Gründungsmitglied Hans Grunder tritt nach 12 Jahren im Parlament nicht mehr an. Nun soll es die bernische Regierungsrätin Beatrice Simon richten, die auch für den Ständerat kandidiert. Simon garantierte der Partei bei den letzten Berner Regierungsratswahlen jeweils Spitzenresultate.
FDP, Grüne und GLP haben je zwei Sitze und möchten alle einen dazu gewinnen – was wohl schwierig wird, wenn man das Wählerpotential anschaut und bedenkt, dass der Kanton Bern einen Sitz weniger hat. Die EVP möchte ihren Sitz halten.