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Ada Marra und die Adèle Thorens
Legende: Links-Grün setzt auf zwei Frauen: Die Sozialdemokratin Ada Marra (links) und die Grüne Adèle Thorens (rechts) treten gemeinsam für den Ständerat an. Keystone

Links-Grün gegen FDP Offenes Rennen um Waadtländer Ständeratssitze

SP und Grüne wollen wieder beide Mandate in linke Hand bringen. Zwei linke Frauen treten gegen FDP-Ständerat Olivier Français an.

Die Ausgangslage vor den Waadtländer Ständeratswahlen hätte man noch vor einem Jahr nicht für möglich gehalten: Es stand fest, dass Géraldine Savary für die SP nochmals antreten wird. Die Waadtländerin galt gar als Bundesratsanwärterin, nun aber endet ihre politische Laufbahn Ende Jahr. Sie stolperte über eine Spendenaffäre und tritt nicht mehr an.

Erneut kandidieren wird hingegen FDP-Ständerat Olivier Français, der vor vier Jahren überraschend den Einzug in die kleine Kammer schaffte und damit für die Abwahl des Grünen Luc Recordon sorgte.

SP-Fraktionsschef unterliegt in interner Ausmarchung

Auf linker Seite steht also ein Umbruch an und sowohl SP und Grüne treten mit Frauen an. Die SP Waadt nominierte Ende April Ada Marra. Die Delegierten zogen die 46-jährige Nationalrätin Roger Nordmann vor, dem Fraktionschef der SP im Bundeshaus – eine Nominierung, welche das Dilemma der SP Schweiz aufzeigt. Sie erklärte 2019 zum Frauenjahr und steht dementsprechend unter Druck, Kandidatinnen für das Stöckli aufzustellen, in dem die Männer deutlich in der Mehrheit sind. Diesem Druck musste sich selbst Schwergewicht Roger Nordmann beugen.

Als Slogan in ihrer Rede vor den Waadtländer Sozialdemokraten sagte Marra: «Adèle et Ada – Ada et Adèle – quel beau slogan». Gemeint war Adèle Thorens, Nationalrätin der Grünen und ebenfalls Anwärterin auf einen Ständeratssitz.

Sie will für die Grünen den Sitz zurückholen, der bei der Abwahl vor vier Jahren verloren ging – keine einfache Aufgabe, denn bei Ständeratswahlen geniessen Bisherige einen Vorteil. Und Olivier Français ist über die Grenzen der FDP hinaus beliebt, das zeigte seine Wahl vor vier Jahren. Er war zuvor Nationalrat und Mitglied der Lausanner Stadtregierung und gilt als «Monsieur Tunnel», als Baumeister der Métrolinie M2, deren Passagierzahlen im Waadtländer Hauptort alle Prognosen übertreffen.

Olivier Français an seinem Ständeratspult
Legende: Ständerat Olivier Français will den Sitz für die FDP in der kleinen Kammer sichern. Er kann mit Unterstützung auch ausserhalb seiner Partei rechnen. Keystone

Aber Français konnte sich 2015 gegen Recordon durchsetzen, weil sich die Grünen in einem Formtief befanden. Das gehört jedoch der Vergangenheit an. Im Wahljahr 2019 spielt das Thema Klima eine entscheidende Rolle, die Grünen befinden sich im Aufwind. Thorens hat deshalb zumindest gute Aussenseiterchancen, zumal die Bürgerlichen nicht geeint antreten.

Kein bürgerlicher Schulterschluss

Die SVP stellt mit ihren beiden Nationalräten Michaël Buffat und Jaques Nicolet eine eigene Liste auf. Und auch die Grünliberalen treten mit Nationalrätin Isabelle Chevalley und François Pointet mit einem eigenen Zweierticket an. Nur die CVP entschied sich für einen Schulterschluss mit der EVP: Auf ihrer Liste stehen Claude Beglé (CVP) und François Bachmann (EVP).

Die politischen Profile der Waadtländer Ständeratskandidaten

Während bei den Bürgerlichen also die meisten für sich alleine antreten, gehen die Linken fast geeint in die Ständeratswahlen. Einzig die Partei der Arbeit stellt noch zwei Kandidaten auf, die aber chancenlos sind.

Aber auch auf linker Seite könnte es eine Überraschung geben. Nicht nur gegen Français geniesst Thorens Aussenseiterchancen, sondern auch im Hinblick auf Ada Marra. Die SP ist in der Waadt zwar stärker als die Grünen, doch Marra hat ein deutlich linkeres Profil als ihr interner Mitstreiter Nordmann es gehabt hätte. Das könnte sie Stimmen über die SP hinaus kosten. Sollte Thorens ein überraschend gutes Resultat erzielen, könnte sie allenfalls auch Marra gefährlich werden.

Der Umbruch auf linker Seite bietet also Zündstoff. Bei den Bürgerlichen steht für die FDP Waadt nach der Überraschung von 2015 die Bewährungsprobe an.

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