Platz 1 auf dem Sorgen-Ranking des dritten Wahlbarometers in diesem Jahr bleibt die Migration. Das ist keine Überraschung: Bei allen vergangenen Wahlbarometern in dieser Legislatur besetzte dieses Thema den ersten Platz.
Überraschend ist jedoch: Heute nennen 46 Prozent der Befragten die Migration als dringendstes Problem – im Gegensatz zu erst 34 Prozent im Juni. «Wir sind mittlerweile bei einer Ausprägung, wie wir sie noch nie zuvor gemessen haben», kommentiert Martina Mousson vom gfs.bern die Dominanz des Themas.
30 Prozent mehr Medienbeiträge zur Migration
Dahinter stecken verschiedene Gründe, wie die Politikwissenschaftlerin ausführt. Einerseits hat die SVP ihren Wahlkampf mit der Asylthematik lanciert.
Andererseits sind die Medien unabhängig davon in den Sommermonaten aus realpolitischen Gegebenheiten vermehrt auf das Thema aufgesprungen. Die Asyldramen in und um Europa beschäftigen die Menschen. Eine Auswertung des Forschungsinstituts FÖG der Universität Zürich zeigt: Anfang Juli bis Ende August nahm die mediale Beachtung um ganze 30 Prozent zu.
Auch in der Romandie und im Tessin ist die Migrationsfrage das Top-Thema – es folgen Arbeitslosigkeit, die vor allem im Tessin ebenfalls ein dringendes Problem ist. In der Deutschschweiz hingegen rangiert diese Sorge erst auf Platz 5.
Dort steht auf Platz 2 die Beziehung zur EU und die Bilateralen. Dieses Thema nimmt auch national den zweiten Platz ein. Allerdings hat sich die Sorge um die Beziehung zur EU im Vergleich zu den zwei vorausgegangenen Wahlbarometern vom März und Juni deutlich abgeschwächt.
Eine Überraschung zeigt sich in der Frage, welche Partei am meisten zur Lösung des Migrationsproblems beiträgt. Zwar erhält die SVP mit 29 Prozent noch am meisten Zustimmung.
Allerdings waren vor zwei Jahren noch 52 Prozent der Befragten überzeugt, die SVP könne am meisten zur Lösung des Problems beitragen.
«Nicht zuletzt die Masseneinwanderungs-Initiative hat dieses Vertrauen einbrechen lassen», erklärt Martina Mousson vom gfs.bern den Vertrauensverlust. «Denn die SVP hat das Problem zwar thematisiert, jedoch keine praktikable Lösung angeboten, was bei der Wählerschaft schlecht ankam.»
Ist dies eine Chance für andere Parteien, sich in der Migrationsfrage zu profilieren? Claude Longchamp, Leiter am Forschungsinstitut gfs.bern, glaubt nicht daran: «Es gibt zwar eine gewisse Kritik an der SVP, aber nicht zugungsten einer anderen Partei, sondern zugunsten einer überparteilichen Lösung.
Das zeigt auch das Resultat des Wahlbarometers: Am zweithäufigsten geben die Befragten an, dass sie keiner Partei die Lösung des Problems zutrauen. Am dritthäufigsten wird die SP als Problemlöserin genannt.