Im Vorfeld wurde der CVP die grössten Chancen für den neuen Aargauer Nationalratssitz zugesprochen. Doch nun kommt es zu einem klaren Rechtsrutsch. Die SVP holt knapp 38 Prozent der Stimmen und damit einen zusätzlichen 7. Sitz. Mit diesem Stimmenanteil ist die rechtsbürgerliche SVP mehr als doppelt so stark als die zweistärkste Partei SP und erreicht damit ein historisches Resultat.
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Die zweitstärkste Partei bleibt also die SP. Trotzdem verliert sie einen Sitz an die FDP. Gewerkschafter Max Chopard ist abgewählt. Ein Grund könnte das fehlende Zugpferd Pascale Bruderer auf der Nationalratsliste sein. Vor vier Jahren war sie noch auf der Nationalratsliste vertreten und sorgte für zahlreiche Stimmen über die Parteigrenze hinaus. Partei-Co-Präsident Cédric Wehrmuth will die Niederlage nun in Ruhe analysieren.
SP verliert, FDP gewinnt
Die FDP kann als zweite Siegerin des Wahltages aus Aargauer Sicht bezeichnet werden. Mit mehr Wählerstimmen für den Freisinn wurde im Vorfeld gerechnet, aber der Sitzgewinn ist doch ein grosser Erfolg. Damit erreichen SVP und FDP zusammen einen Wähleranteil von über 50 Prozent.
Die übrigen Parteien CVP, Grüne, BDP und GLP halten je ihren Sitz im Nationalrat. Bei den Grünen gibt es eine Überraschung. Die Partei hatte für die Nachfolge des abtretenden Geri Müller ganz auf Irène Kälin gesetzt. Sie war nicht nur Ständeratskandidatin sondern auch an erster Stelle auf der Liste der Grünen. Dennoch wurde nun Parteipräsident Jonas Fricker in den Nationalrat gewählt. Kälin geht leer aus.
SVP zeigt sich selbstbewusst
Der Präsident der SVP Aargau, Thomas Burgherr, sagt im Gespräch mir Radio SRF, dass er mit dem Erfolg gerechnet habe. Seine Partei habe konsequent auf die richtigen Themen gesetzt.
Wir haben eine geradlinige Politik gemacht und das Volk hat dies anerkannt.
Strategie der CVP gescheitert
Die drei bürgerlichen Parteien haben sich im Aargau in einer Listenverbindung zusammengeschlossen. Die CVP hoffte, dass sie mit Hilfe dieser bürgerlichen Allianz einen der zwei vor vier Jahren verlorenen Sitze im Nationalrat zurückerobern könnte. Diese Strategie ist gescheitert: Die CVP dürfte damit eher SVP und FDP Schützenhilfe geleistet haben.
Wir hätten den zweiten Sitz auch mit anderen Listenverbindungen nicht geholt.
Allerdings: Auch eine Listenverbindung mit den kleinen Mitteparteien wäre wohl kaum Garant für den Erfolg gewesen. Die kleinen Parteien BDP und GLP können ihre Sitze halten, haben aber beide ebenfalls an Wählernteil eingebüsst.
Reaktionen von Aargauer Parteipräsidenten
Thomas Burgherr SVP Aargau
«Ob uns die Flüchtlingskrise geholfen hat, weiss ich nicht. Wir haben eine geradlinige Politik betrieben und das Volk hat dies anerkannt.
Cédric Wermuth, Co-Parteipräsident SP Aargau
«Es ist ein Schock und eine Niederlage. Damit rechnet man nie an einem Wahltag. Es wäre unseriös heute schon eine Erklärung dafür zu haben.»
Matthias Jauslin, Co-Präsident der FDP AG
«Wir haben gute Politik gemacht und Lösungen für Probleme gesucht, das wurde nun belohnt. Unsere Ziele sind bis auf den Ständerat erreicht. Dort haben wir im zweiten Wahlgang die besten Chancen aller Parteien.»
Markus Zemp, Präsident der CVP Aargau
«Wir wurden von der Flüchtlingswelle völlig überrollt. Der Gewinn der SVP ist so hoch, dass wir keine Chance hatten».
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(Regionaljournal Aargau Solothurn, 12:35 Uhr)