Die grosse Siegerin der Zürcher Nationalratswahlen ist die SP. Sie legt 2,1 Prozent zu - und kann zwei zusätzliche Nationalräte nach Bern schicken. Mehr als Parteipräsident Daniel Frei erwartet hätte. Zu verdanken hat die SP dies auch ihrere Listenverbindungen. Daniel Frei glaubt aber auch, dass die SP besonders gut mobilisiert habe:
Wir haben aus vergangenen Fehlern gelernt und mit vielen Wählerinnen den Kontakt gesucht.
Genau hier sieht der Grüne Nationalrat Balthasar Glättli ein Grund für das schlechte Abschneiden seiner Partei, die einen Sitz verliert. Sie hätten wohl ihre Wählerinnen und Wähler zu wenig an die Urnen gebracht. Balthasar Glättli glaubt: «Die Grosswetterlage spricht zur Zeit gegen uns.» Umweltthemen seien nicht mehr weit oben im Sorgenbarometer der Wählerinnen und Wähler. Er sagt aber auch selbstkritisch: Möglicherweise konnten wir unsere Wählerinnen und Wähler zu wenig mobilisieren.
Überraschende Veränderungen bei der SVP
Einen Sitz dazu gewonnen hat die SVP. «Damit sind wir zufrieden», sagt Parteipräsident Alfred Heer. Bei der SVP fallen vor allem die grossen Veränderungen auf der Wahlliste auf. Roger Köppel hat vom 17. Platz aus alle überholt und liegt auf Platz eins. Nationalrat Christoph Mörgeli hingegen wurde nach hinten durchgereicht. «Das überrascht mich sehr», sagt Alfred Heer.
Ich hätte nicht erwartet, dass Christoph Mörgeli derart zusammen gestrichen wird.
Die FDP in Festlaune
FDP-Präsident Beat Walti ist sehr zufrieden mit dem Wahlsonntag: «Wir haben einen zusätzlichen Nationalratssitz erhalten, sind knapp an einem zweiten vorbeigeschrammt, und unser Ständerats-Kandidat Ruedi Noser hat ein sehr gutes Resultat erreicht.» Die SP habe auf Kosten der Grünen einen Sitz erhalten, weshalb sich die politische Verschiebung in Grenzen halte. Beat Walti sieht ausserdem gute Chancen, dass es Ruedi Noser im zweiten Wahlgang in den Ständerat schafft. Eine bürgerliche Allianz mit der SVP, um einen starken bürgerlichen Kandidaten aufzubauen, kann er sich nur unter einer Bedingung vorstellen:
Ein Rückzug des SVP-Kandidaten wäre angesichts seiner Stimmenzahl denkbar - sonst gibt es kein Zusammenspannen.
Katzenjammer bei der GLP
GLP-Präsdent Thomas Maier will den Sitzverlust bei den Nationalratswahlen nicht nur negativ interpretieren, in Prozenten habe man im Vergleich zu den Kantonsratswahlen zugelegt. «Dass der vierte Sitz ein wackliger ist, war immer klar.» Besonders bitter ist jedoch: Es ist sein eigener Sitz, der verlorengeht, und das trifft ihn hart:
Es ist eine sehr grosse Enttäuschung, vor allem weil ich die letzten Monate mit Vollgas unterwegs war und meine ganze Freizeit investiert habe.
Dennoch glaubt Thomas Maier daran, dass die GLP auch mit gesamtschweizerisch sechs Stimmen im Nationalrat noch etwas bewirken kann. «Wir haben gute Arbeit geleistet und das Label GLP zieht nach wie vor.»