Kriege kann man mit Waffen, Panzern, Raketen und Bomben führen. Kriege kann man aber auch mit Zöllen führen – und mit Währungen.
Was derzeit zwischen den USA und China passiert, ist zwar noch kein ausgewachsener Handelskrieg, aber ein veritabler Handelsstreit. Der hat am Montag einen neuen Höhepunkt erreicht: China hat den Wert seiner Landeswährung erstmals seit elf Jahren unter die Marke von sieben Yuan je Dollar fallen lassen – diese Marke galt unter Fachleuten lange als «rote Linie», die die chinesische Notenbank nicht überschreiten werde.
Der Schritt weckt Vermutungen, Peking könnte die Abwertung als Waffe im Handelsstreit mit den USA einsetzen. Quasi als Reaktion auf Trumps Zölle auf chinesische Produkte – was China allerdings dementiert.
Währungsabwertung als Waffe
Der Volkswirtschaftsprofessor Aymo Brunetti von der Universität Bern hält eine gezielte Abwertung des Yuan für «nicht unplausibel». In der Geschichte sei es häufig vorgekommen, dass man eine Abwertung der Währung als Waffe eingesetzt habe. Kurzfristig könne das zwar die inländischen Firmen und ihre Exporte stärken. Wenn aber alle abwerten, verpufft der Effekt: Es folge eine extreme Überhitzung der Wirtschaft, so der Ökonom.
Brunetti warnt davor, dass ein regelrechter «Abwertungswettlauf» einsetzen könnte. Das schlimmste derartige Ereignis sei die Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre gewesen.
Erste Auswirkungen auf den Franken
Die Abwertung des Yuan macht chinesische Exportprodukte nun billiger. Wenn grosse Länder wie China oder auch die USA ihre Währung abwerteten, müssten es ihnen die anderen «zu einem gewissen Grad» gleich tun, erklärt Brunetti: «Sonst erleben sie eine starke Aufwertung ihrer eigenen Währung und eine Schwächung ihrer Wirtschaft.»
Der Schweizer Franken ist ohnehin stark. Droht er durch einen allfälligen Abwertungswettlauf durch die Decke zu schiessen? Die Schweiz sei in einer speziellen Situation, sagt der Ökonom: «Als Weltwährung in einem kleinen Land ist der Franken sehr attraktiv, wenn es Turbulenzen gibt.» Deswegen seien die Schweizer Währungshüter nicht vorderhand versucht, eine «kompetitive Abwertung» zu erreichen: «Man versucht zu verhindern, dass es eine übermässige Aufwertung gibt.» Schon jetzt seien solche Effekte auf den Franken spürbar, so der Ökonom.
Gefahr für die Schweizer Exportindustrie
Doch was, wenn die Schweizer Nationalbank nicht intervenieren würde? Ein starker Zufluss an Geldern in die Schweiz würde dann «eine gewaltige Aufwertung des Frankens» zur Folge haben, sagt Brunetti: «Das würde die Schweizer Exportindustrie mehr oder weniger ruinieren.»
Einer solchen Gefahr seien ungleich grössere Volkswirtschaften wie China oder USA nicht ausgesetzt: «Insofern wäre eine Intervention mehr eine Abwehrreaktion, als dass wir versuchen, bewusst unsere Exporte zu stärken.» Sollte sich die Situation verschärfen, hält es Brunetti für «ziemlich plausibel», dass die Schweizer Nationalbank wie schon in der Vergangenheit intervenieren wird.