Das Auto – für manche ein Statussymbol. Doch gerade junge Leute nehmen davon Abstand. Sie wollen oft gar kein Auto mehr besitzen, sondern allenfalls eines teilen. «Car sharing» boomt.
«Allerdings nur in den urbanen Gebieten», meint Helmut Becker im Tagesgespräch von Radio SRF: «Auf dem Land ist man ohne eigenes Auto verloren.»
Deshalb überrascht es den langjährigen Leiter des Instituts für Wirtschaftsanalyse und Kommunikation in München und früheren BMW-Chefökonomeen, dass ausgerechnet die Autobranche ins «Car sharing»-Geschäft einsteigt: «Die Konzerne zerstören sich so selber – das sind Auto-Kannibalen!»
In Deutschland sind «Car sharing»-Modelle üblich, die von den einzelnen Herstellern – etwa BMW oder Mercedes – betrieben werden. Für diese Stationen stehen ausschliesslich Autos der jeweiligen Marke zur Verfügung.
Die Hersteller drohten massiv Kunden zu verlieren, wenn sie den «Sharing»-Trend förderten. Fast bekomme man den Eindruck, sie wollten möglichst wenig Autos verkaufen – die meisten Marken hofften wohl, dass es nur die Produkte der Konkurrenz treffe.
Batterien müssen leistungsfähiger werden
Was die Zukunft des Automobils angeht, so glaubt Becker, der heute die Automobilindustrie berät, nicht an dramatische Veränderungen. An Elektroautos werde sicher kein Weg vorbeiführen, allerdings müssten die Batterien noch viel leistungsfähiger werden – was erst in etwa 15 bis 20 Jahren zu erwarten sei.
Die Konzerne zerstören sich selber – das sind Auto-Kannibalen!
Selbstfahrende Autos hält der deutsche Experte hingegen noch lange nicht für marktreif. Sowohl die technischen, als auch die ethisch-moralischen Hürden seien hoch. Zum Beispiel: «Wem soll das Auto ausweichen, wenn ein Unfall nicht mehr zu vermeiden ist: dem jungen oder dem alten Mann?» Algorithmen müssten eine solche Entscheidung treffen, die Autos entsprechend programmiert werden können.
Infrastruktur nur für reiche Länder
Auch bedürfe es massiven Investitionen in die Infrastruktur, etwa in digitale Leitsysteme, damit sich autonome Autos im Verkehr zurechtfinden könnten. Solche staatlichen Vorleistungen seien höchstens in wohlhabenden Ländern möglich, sagt der Ökonom.
Das Auto der nahen Zukunft ist also gemäss Helmut Becker kein selbstfahrendes Mobil: «Vielmehr wird es mit zusätzlichen Helferlein bestückt sein, die dem Autofahrer das Leben erleichtern.» Überflüssig machen sie ihn aber (noch) nicht.